Tim Atkins übersetzter Bericht
Ich habe mir im Januar ein T-Shirt gekauft, das das Jahr 2020 wie einen Film rezensiert. Das Jahr erhielt eine unglaublich „großzügige“ Bewertung von einem von fünf Sternen sowie die folgende Kritik: „Entsetzlich. Nicht zu empfehlen." Manchmal lachen wir über das, was wir in den letzten 18 Monaten durchgemacht haben und es ist wahrscheinlich auch der beste Weg, um es zu verarbeiten. Doch manchmal war es dennoch schwer, ein Lächeln aufrecht zu halten. Wir alle hatten gehofft, dass 2021 ein Ende der Pandemie sehen würde, jedoch ist sie nach wie vor ein beherrschender Teil unseres Alltags. Auch Geimpfte, so wie ich, können sich immer noch mit dem Virus anstecken, so wie es mir während des Verfassens dieses Berichts erging. Wir sind müde und haben Angst. Wir sind „gatvol“ wie man es so schön auf Afrikaans sagt: wir haben es satt.
Nur sehr wenige Länder sind den verheerenden Auswirkungen der COVID-19 Pandemie entkommen und Südafrika gehört sicherlich nicht zu ihnen. Die junge Bevölkerung hat die Zahl der Todesopfer zwar ein wenig reduziert, jedoch haben immer noch 84.000 Menschen ihr Leben durch dieses schreckliche Virus verloren – und die Zahlen steigen. So äußerte sich Cathy van Zyl MW in einer Online-Diskussion über die Zukunft der Weinindustrie Südafrikas mit der traurigen Erkenntis, dass es „Südafrika wohl schlimmer als alle anderen getroffen hat."
Viele Branchen wurden ungemein schwer getroffen, wobei Tourismus, Gastromie und die Weinindustrie ganz oben auf der Liste stehen. Die Produktion von Wein ist in Südafrika stets mit Herausforderungen verbunden – man erinnere sich an die schrecklichen Dürren vor ein paar Jahren – jedoch verlangten das Jahr 2020 und 2021 der Industrie ein geradezu übermenschliches Durchhaltevermögen ab. Unternehmen, die vom lokalen Markt abhängig sind, auf dem der Verkauf von Alkohol in einem Zeitraum von 18 Monaten viermal komplett verboten wurde – haben in einigen Fällen furchtbar um ihre Existenz kämpfen müssen. Und wenn wir denken, dass die Anti-Alkohol-Lobby, angeführt von wordgewandten Leuten wie Dr. Charles Parry, mit Ende der Pandemie verstummen werden, so sind wir naiv.
So entmutigend wie es bisher scheint, ist es dennoch möglich – in der Tat gerade jetzt unerlässlich – die südafrikanische Weinindustrie in ein positiveres Licht zu setzen. Manchmal ist es schwer, diese Dinge im eigenen Land zu erkennen, jedoch muss man hier auch sehen, dass das Kap wachsenden kommerziellen und entscheidenden Erfolg auf den Export-Märkten genießt. Während ich meinen Bericht verfasste, erhielt ich die Nachricht, dass der Verkauf von südafrikanischem Wein an das Vereinigte Königreich, Südafrikas größter Export-Markt, in diesem Jahr bis August 2021 wertmäßig um 43 % gestiegen ist. Ja gewiss, zu viel von dem, was das Land verlässt, wird in Großmengen zu niedrigen Preisen verkauft, jedoch befindet sich das Image der Kapweine auf einem Allzeithoch.
Dies ist mein neunter Bericht über die südafrikanische Wein-Szene. Ich kann mich lebhaft daran erinnern, wie ich im Jahr 2013 meinen ersten Bericht veröffentlichte, etwas nervös, wie er wohl vom Publikum aufgenommen werden würde. Heute bin ich da schon etwas selbstbewusster. Wenn du hart arbeitest und dich mit Ehrlichkeit und Integrität präsentierst, werden Leute deine Arbeit lesen und dir zuhören. Die gleiche Arbeitsmoral und der Wunsch, stets das Beste zu geben, ist eines der vielen Dinge, die mir bei den aktuellen südafrikanischen Weinmachern, Winzern, Vermarktern und Vertretern der Industrie, ungemein imponieren. Sie sind zwar untereinander nicht immer der selben Meinung, jedoch haben sie ein gemeinsames Ziel: südafrikanischen Wein als bester Produzent der Neuen Welt zu etablieren.
Wenn wir uns jeden Morgen im Spiegel anschauen merken wir oft nicht, wie die Zeit vergeht - mein 60. Geburtstag im letzten Monat hat mir jedoch Anlass zum Nachdenken gegeben. Und vielleicht sollte Südafrika dasselbe tun. Das, was bisher erreicht wurde, nicht erst seit 1994, sondern auch in den neun Jahren, in denen ich diesen jährlichen Bericht herausgebe, ist wahrlich bemerkenswert. Keine andere Weinindustrie hat solche Fortschritte erzielt, keine andere Weinindustrie besitzt eine derartige Energie und solch einen Enthusiasmus. Gerade jetzt ist es wichtig, diesen Erfolg nicht aus den Augen zu verlieren. Momentan befindet sich Südafrika aus vielerlei Gründen in einer eher düsteren Lage, wobei seine besten Weine jedoch als wahres Leuchtfeuer in dieser Dunkelheit leuchten. Das Land braucht mehr fähigere, und weniger korrupte Politiker – tun wir das nicht alle? – zudem ein besseres Bildungssystem und eine Wirtschaft, die mehr Menschen einen existenzsichernden Lohn bietet. Wein allein kann das natürlich nicht beheben. Aber er kann Touristen ans Kap ziehen. Und wenn das nicht gelingt, kann er den Geschmacks Südafrikas auf den Tisch der Leute zaubern. Ich bezweifle, dass sie enttäuscht sein werden.
Tim Atkin MW
Südafrika
auf einen Blick
10 Dinge, die Sie wissen müssen
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Den neuesten OIV-Zahlen nach (International Organisation of Vine and Wine) ist Südafrika der siebtgrößte Weinproduzent der Welt und der viertgrößte in der Neuen Welt nach USA, Argentinien und Australien.
Die Gesamtrebfläche (derzeit 92.005 Hektar) ist seit einem Höchststand von 102.146 Hektar im Jahr 2006 rückläufig, mit einem kleinen Rückgang von 62 Hektar zwischen 2019 und 2020, aber einem viel größeren Rückgang von 8.563 Hektar in den letzten zehn Jahren. Die brutale vierjährige Dürre zwischen 2016 und 2019 erklärt diesen Rückgang teilweise, wobei einige Weinberge an Wassermangel starben. Aber die geringe Rentabilität des Weinbaus und die verständliche Entscheidung der Landwirte, auf andere Kulturen umzustellen, sei es Obst, Blumen oder Tee, hat ebenfalls zum längerfristigen Trend beigetragen. Es ist kein Zufall, dass das Kap seit 2010 um die 25 % seiner Weinbauern und 7,7 % seiner Weingüter verloren hat.
Die anhaltenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, eine Reihe von inländischen Alkoholverboten in den letzten 18 Monaten und niedrige Großmengen-Preise machen eine Umkehr dieses Trends eher unwahrscheinlich. Eine fundierte Prognose besagt, dass Südafrika in den nächsten fünf Jahren weitere 7.000 ha Rebfläche verlieren wird.
Zwischen 2016 und 2019 gab es in Südafrika eine Reihe kleiner Ernten, jedoch produziert es im Allgemeinen etwa 4% des Weltweins. Die positivere Nachricht ist, dass der Jahrgang 2021 mit 1.136,4 Millionen Litern trotz aller logistischen und pandemiebedingten Komplikationen gegenüber 2020 um 9 % gestiegen ist, was wiederum 8,2 % gegenüber 2019 war. Auch die Qualität soll sehr gut sein, in einem der kühlsten Jahrgänge aller Zeiten. Aber mehr Wein zu verkaufen ist nicht unbedingt positiv, da das Kap derzeit auf einem geschätzten Überschuss von 150 Millionen Litern sitzt, der beschönigend als „uncontracted stock“ bezeichnet wird, was so viel wie „vertragsloser Lagerbestand“ bedeutet. Zudem kann nur eine begrenzte Menge des Weins in Traubenkonzentrat oder kohlensäurehaltige Getränke umgewandelt werden. Südafrikas Regionen sind im Rahmen des Wine of Origin Systems (WO) organisiert. In absteigender Reihenfolge werden diese Produktionsgebiete nach geografischen Einheiten klassifiziert (das Western Cape ist bei weitem das wichtigste eines Sextetts, welches das Eastern Cape, den Free State, KwaZulu-Natal, Limpopo und das Northern Cape umfasst), gefolgt von „region“ (Breede River Valley, Cape South Coast, Coastal, Klein Karoo und Olifants River), „district“ (davon gibt es 28, darunter so berühmte Namen wie Paarl, Stellenbosch und Swartland, aber auch die weniger bekannten Douglas, Langeberg-Garcia und Swellendam) und schließlich nach „ward“. Es gibt insgesamt 92 wards, die zwischen den vertrauten (Constantia, Durbanville und Hemel-enAarde-Tal) bis hin zu den eher unbekannten (Cango Valley, Goree und Spruitdrift) variieren.
Südafrikanische Weingüter können ihre Weine auch als Einzellagenweine (der Block darf sechs Hektar nicht überschreiten) und Estate Wines kennzeichnen. Es ist weitestgehend ein logisches System, wobei Ausnahmen die Regel bestätigen. Küstenweine können zum Beispiel Trauben aus dem Inland von Tulbagh und Wellington enthalten. Ein ausführlicher Bericht, der jährlich von South African Wine Industry Information and Systems (SAWIS) veröffentlicht wird, listet die größten Weinanbaugebiete auf. Die aktuelle Hackordnung ist wie folgt: Stellenbosch (16,4% der Gesamtzahl), Paarl (16,02%), Robertson (13,91%), Breedekloof (13,82%), Swartland (13,42%), Olifants River (10,22%), Worcester (7,23%), Nordkap (3,76%) und die Klein Karoo (2,37%). Es sei daran erinnert, dass es sich hier um Hektar, und nicht um Produktionszahlen handelt. Ein trockener Weinberg in Stellenbosch oder Swartland würde nur einen Bruchteil dessen einbringen, was ein bewässerter Weinberg in Worcester oder Olifants River leistet. Tatsächlich besteht eines der Probleme der südafrikanischen Weinindustrie darin, dass es sich oft besser rentiert, ein Winzer in einem Gebiet mit hoher Produktion und geringerer Qualität zu sein.
Apropos Winzer, die sogenannten Primärtraubenproduzenten (2.693) sind den Weingütern (529) in der Anzahl weit überlegen. Die meisten Winzer verkaufen ihre Trauben weiter, insbesondere an die 45 südafrikanischen Genossenschaften, die vor Ort als „Produzentenkeller“ bekannt sind. Einige Weingüter haben offensichtlich auch ihre eigenen Weinberge, viele jedoch nicht, was sich in einer Zeit, in der die Gesamtrebfläche schrumpft, auf Angebot und Nachfrage auswirkt. Die meisten Weinfarmen und Weinkellereien sind klein.
1.993 der ersteren (Weinfarmen) und 351 der letzteren (Weinkellereien) produzieren bzw. verarbeiten weniger als 500 Tonnen Trauben. Die Big Player-Unternehmen, die mehr als 10.000 Tonnen verarbeiten, sind vergleichsweise wenige (36) und die überwältigende Mehrheit davon sind Genossenschaften (31), deren Hauptaugenmerk in den meisten Fällen auf Quantität und nicht Qualität gerichtet ist. So wie die Rebfläche geht auch die Zahl der Erzeuger aller Größen zurück. 2009 gab es 604 Weingüter und Genossenschaften, was eine gewisse Konsolidierung widerspiegelt, aber auch die Herausforderung, Geld in einem Land zu verdienen, in dem die Literpreise günstig sind und Massensendungen sowie Bag-in-Box-Abfüllungen immer noch vorherrschend sind.
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Terroir wird in Südafrika immer wichtiger - und so auch erstklassiges Traubengut.
Südafrika besitzt die ältesten Weinbauböden der Welt, die im Fall von Malmesbury Schiefer 950 Millionen Jahre zurück datieren, zu einer Zeit, als das Westkap noch ein Unterwasserbecken war. Wie Jim Clarke in The Wines of South Africa erklärt, ist „die Geologie der Weingebiete des Kaps die Geologie des uralten Gondwanalands“.
Und trotz dieser bemerkenswerten Geschichte, kann sich die Idee von Weinen mit markantem Herkunftscharakter als knifflig erweisen, in einem Land, in dem so viele Marken unter gemischten, überregionalen und Distrikt-Bezeichnungen wie Coastal, Cape South Coast und Western Cape vermarktet werden. Wie viel Terroir ist denn nun in einem Weißwein, der Trauben der Regionen Breedekloof, Olifants River, Stellenbosch, Swartland und Wellington enthält? Er kann durchaus südafrikanisch schmecken, aber das ist nicht dasselbe wie Terroir. Der Massenmarkt ist die eine Sache, doch das Beste vom Kap ist etwas gänzlich anderes. Wenn es bei der Weinrevolution nach 1994 um eine Sache ging, abgesehen von der Freiheit, zu produzieren was man will und wo man will, was nach dem alten staatlichen Quotensystem unmöglich war, ging es vor allem darum, die individuellen Qualitäten Südafrikas führender Weinberge zum vollen Ausdruck zu bringen. Einige der besten Weine des Landes stammen aus mehr als nur einer Lage – denken Sie an Sadie Family‘s Columella, First Verse von Keet Wines, Miles Mossops Sam oder Leeu Passants Dry Red – die überwältigende Mehrheit sind jedoch Einzellagen-Weine oder Single Estate Abfüllungen.
Südafrika ist zunehmend terroir-getrieben. Oder wie Sam O’Keefe von Lismore es ausdrückt: „Wenn Sie gute Weinberge haben, dann erledigen diese bereits den Großteil der Arbeit für Sie“. Während der Anbau von Trauben vergleichsweise einfach ist, stellt sich die Produktion von Weltklasse-Trauben als ein wesentlich kniffligeres Vorhaben heraus. Das Klima am Kap ist im Wesentlichen mediterran, mit kühleren Lagen, die durch unterschiedliche Höhenlagen oder durch die Nähe zum Atlantischen oder Indischen Ozean beeinflusst werden, was bedeutet, dass man hier ziemlich jede Art von Wein gut produzieren kann, angefangen von Schaumwein bis zu Likörwein, von Sauvignon Blanc bis Viognier, von Pinot Noir bis Petit Verdot sowie Syrah bis Sangiovese. Fügt man die Vielfalt der unterschiedlichen Bodenarten hinzu, die Schiefer, Eisen, Granit, Sandstein und sogar ein wenig Kalkstein umfassen, so präsentiert sich hier ein sogar noch komplexeres Bild, umgeben von einigen der vielfältigsten Faunen der Erde. Aber wie füllt man Exzellenz in Flaschen ab?
Südafrika besitzt keine Klassifizierungssysteme wie Frankreichs Bordeaux oder Burgund, die beispielsweise zwischen Grands Crus und Premiers Crus unterscheiden. (Wenn man sich die damit verbundenen Diskussionen vor Augen hält, kann man den Grund hierfür gut nachvollziehen). Jedoch liegt der Fokus immer mehr auf den bestgeeigneten Gegenden für individuelle Rebsorten und bestimmte Wein-Stile. Bekannte Beispiele hierfür sind - Chardonnay in Ceres, Elgin, Hemel-en-Aarde, Overberg, Robertson und Stellenbosch - Sauvignon Blanc in Constantia, Darling, Durbanville und Elim - Chenin Blanc in Citrusdal Mountain, Bot River, Breedekloof, Stellenbosch und dem Swartland - Pinot Noir in Elgin und der Hemel-en-Aarde Region - Grenache in Paarl und Piekenierskloof - Syrah in Darling, Elgin, Greyton, Stellenbosch und dem Swartland sowie die roten Bordeaux-Sorten, insbesondere Cabernet Sauvignons und Cabernet Francs, in Stellenbosch. Der nächste Schritt in Südafrikas Entwicklung muss eine größere Präzision im Weinberg sein. Sinnvolle Crus an Orten wie dem Swartland und Stellenbosch wären ein Anfang, vielleicht nach dem Vorbild der drei Hemel-en-Aarde wards. Laut Bruwer Raats findet dies bereits inoffiziell statt. "Vor zehn Jahren versuchten wir noch, unsere Regionen auf dem Markt zu etablieren. Heutzutage spricht man über Subregionen wie der Helderberg Region, den Polkadraai-Hills und Simonsberg in Stellenbosch sowie der Paardeberg Region und RiebeekKasteel im Swartland und man beginnt die Unterschiede zwischen ihnen mehr und mehr zu erkennen und zu verstehen.“
Aber wie sieht es mit noch mehr Detail aus? Die Arbeit, die mit Drohnen und Geoinformatik (GIS) zur Messung der Sonnenstrahlung und zur Feststellung von Virusinfektionen in den Weinbergen geleistet wird, ist nur eine Facette dessen, was Johan Reyneke „den Bleistift anspitzen“ nennt. Mullineuxs Beispiel ihrer bodenspezifischen Syrahs folgend, kristallisieren sich zunehmend terroir-fokussierte Weinreihen heraus wie u.a von Adi Badenhorst, Black Oystercatcher, Cathy Marshall, David & Nadia, Fable Mountain Vineyards, Gabriëlskloof, Iona, Metzer Family, Mulderbosch, Newton Johnson, Oak Valley, Rall, Richard Kershaw, Sadie Family und Spioenkop. Laut Rosa Kruger schärft sich der Fokus der besten Produzenten deutlich. „Die Leute arbeiten hart daran, das Beste aus jeder Anbaulage herauszuholen, egal ob es sich dabei um einen jungen oder alten Weinberg handelt“, sagt sie.
Alles in allem beginnt Südafrika verspätet zu erkennen, dass seine Weinbauern genauso wichtig wie seine Weinmacher sind. Die Prominenz von Amerikaner Phil Freese und Rosa Kruger, der Königin des Old Vine Projects und Beraterin an mehreren führenden Kellereien des Landes, hat dazu beigetragen, das Profil und das Ansehen von Winzern wie James Downes, Jaco Engelbrecht, Stephan Joubert, Edward Pietersen, Johan Reyneke, Marko Roux, Conrad Schütte und Marco Ventrella erheblich zu steigern. Weinbauern, die durch die Reihe weg hervorragende Arbeit im Weinberg leisten.
Zudem beginnt Südafrika den enormen Beitrag seiner führenden Traubenerzeuger zu erkennen. Die meisten von ihnen verkaufen an große Unternehmen und Genossenschaften, die besten von ihnen werden jedoch von Weinproduzenten geradezu umworben und werden dementsprechend angemessen belohnt. Weinbauer wie Pieter Bredel, Deon Joubert, Henk Laing, Basil Landau, Anton Roux, Basie und Christiaan van Lill und Joshua Visser, deren Namen mittlerweile auch auf Flaschenlabels erscheinen, bekommen endlich die Anerkennung, die sie verdienen. Und in einigen Fällen auch mehr Geld für ihre Trauben. „Die Leute müssen es anerkennen, dass der “Der Zugang zu erstklassigem Traubengut immer das ultimative Potenzial einer Weinmarke bestimmen wird“, argumentiert James Downes, „und nicht nur der Zauberstab eines einzelnen Weinmachers“.
In Zukunft könnte sich ein potenzielles Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage präsentieren, insbesondere angesichts des wachsenden Wettbewerbs um die besten Lagen und Sorten, im Speziellen Trauben von alten Chenin Blanc-Rebstöcken des Swartlands, die inzwischen höhere Preise erzielen als Cabernet Sauvignon aus Stellenbosch. Da die Rebfläche des Kaps stetig schwindet, wird der Zugang zu guten Trauben immer wichtiger, vor allem für New-Wave-Produzenten, die keine eigenen Weinberge besitzen. „Der Ankauf von Traubengut hat sich zu einem wahren Wettbewerb entwickelt“, sagt Adi Badenhorst von AA Badenhorst. Selbst wenn Produzenten bereit sind, über dem Marktpreis oder pro Hektar statt pro Tonne zu zahlen, gibt es keine Garantie dafür, dass er diese Früchte auch für den folgenden Jahrgang erhalten wird, es sei denn, es besteht ein durchsetzbarer Vertrag zwischen den beiden Parteien. Mitten in einer Rezession und in Zeiten niedriger Traubenpreise ist die Loyalität der Weinbauern verständlicherweise nicht immer gegeben. „Es besteht immer die Gefahr, dass Sie die Früchte verlieren“, sagt Franco Lourens von Lourens Family Wines, „aber wenn dies passiert, dann passiert es.“ Einige Produzenten haben feste Verträge mit ihren Erzeugern, aber in vielen Fällen basiert der Deal auf nichts anderem als einem warmen Händedruck.
Ein weiteres Problem ist, dass Landwirte, angesichts der derzeitigen Lage in der Kapweinindustrie, möglicherweise zunehmend abgeneigt sind, Parzellen alter Weinstöcke mit niedrigem Leseertrag in der Erde zu lassen – genau das, was New-Wave-Produzenten, Journalisten und bestimmte Verbraucher besonders schätzen und lieben. Andere Sorten sind einfacher im Anbau und oft auch profitabler. "Das Problem mit Weinbergen, die über 40 Jahre alt sind, ist, das ihre Erträge äußerst unzuverlässig sind und unter Umständen einen niedrigen Ertrag von gerademal einer Tonne pro Hektar hervorbringen können“, sagt Chris Alheit von Alheit Vineyards. „Deshalb müssen wir damit beginnen, die alten Reben der Zukunft jetzt anzupflanzen – und dies natürlich an den richtigen Stellen." Adi Badenhorst sieht die Situation als kritisch. „Viele Farmen befinden sich in einer Abwärtsspirale und wir werden im Swartland mit einem Mangel an qualitativ hochwertigen Trauben enden.“ Die Alternative – eigene Weinberge zu besitzen – ist nicht so einfach, wie es sich anhört, da das Gesetz zur Unterteilung von Agrarland aus dem Jahre 1970, den Kauf eines Teils einer größeren Farm, ungemein schwierig macht - es sei denn, Sie können nachweisen, dass dies wirtschaftlich vertretbar ist. Dies ist ein weiterer Grund, warum so viele New-Wave-Produzenten Weinberge anmieten oder Trauben einkaufen. Und doch werden es immer mehr, die Weinberge kaufen, um sich ihre eigene Bezugsquelle zu sichern.
Das jüngste Beispiel ist Adi Badenhorst, der bereits Kalmoesfontein besitzt und zudem mittlerweile auch den größten Teil der 100 Hektar großen Jakkalsfontein-Farm erworben hat, das sogenannte Juwel der Paardeberg Region, von dem Eben Sadie die anderen 16 Hektar besitzt. Chris und Andrea Mullineux besitzen 17 Hektar auf Roundstone, Chris Alheit kaufte vor zwei Jahren die 104 Hektar groß Nuwedam Farm auf dem Paardeberg von Christa von La Chevallerie, Alex Dale hat gerade eine neue Farm in Elgin erworben, und sowohl Johan Meyer von JH Meyer als auch Thinus Krüger haben Land gekauft und bauen in Piketberg an. Andere New Waver haben natürlich bereits Weinberge: Alex Starey in Keermont, the Newton Johnsons im Hemel-en-Aarde-Tal, Koen Roose bei Spioenkop in Elgin, Ginny Povall von Botanica im Devon Valley, Samantha O'Keefe von Lismore in Greyton, Peter-Allan Finlayson von Gabriëlskloof sowie Reenen Borman in Stellenbosch. So wie die Dinge laufen, macht es viel Sinn. Denn so wie der südafrikanische Weinautor Tim James kürzlich in einem seiner Veröffentlichungen argumentierte: „Es zahlt sich aus, sich der Schwachstellen bewusst zu sein“, denen sich die New-Wave-Generation gegenübersieht. Niemand kann Wein ohne Trauben machen.
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Jahrgangs-Variationen machen das Kap interessanter.
Südafrika hat einen großen Teil seines Images auf Beständigkeit und Zuverlässigkeit aufgebaut. Kap-Sonnenschein in der Flasche, wenn Sie so wollen. Es mag stimmen, dass massenproduzierter Chenin Blanc oder Sauvignon Blanc nicht viel von einem Jahr zum nächsten variiert, je höher Sie jedoch die Qualitätsleiter heraufsteigen, desto wichtiger und offensichtlicher werden die Unterschiede zwischen den Jahrgängen. Dies ist schon immer bis zu einem gewissen Grad so gewesen – sprechen Sie mit Leuten über ihre Erinnerungen an 1996 oder 2002, können Sie euphorische Begeisterung in ihren Gesichtern sehen – aber der Klimawandel scheint diese Höhen und Tiefen noch zu verstärken. Die letzten acht Jahrgänge waren eine beispiellose Achterbahnfahrt für südafrikanische Weinherstelller. Es ist immer schwierig über Jahrgangs-Bedingungen am Kap zu sprechen, wenn man das breite geografische Spektrum der Weingebiete bedenkt. Ein hervorragendes Jahr in der Elgin Region muss nicht unbedingt ein gutes Jahr in Stellenbosch sein und umgekehrt, wobei Faktoren wie die Niederschlagsmengen stark variieren, auch in Dürrejahren. Stark-Condé im Jonkershoek-Tal hatte im Jahr 2019 eine Niederschlagsmenge von 700 mm; Sijnn in Malgas hatte 190 mm. Und doch ist eine vorsichtige Verallgemeinerung möglich.
Und los geht‘s. 2014 war kühl und nass; 2015 war trocken, warm und dennoch ausgewogen, was strukturierte Weine mit gutem Lagerungspotenzial in der Flasche hervorbrachte; 2016 war extrem heiß und sehr früh, mit sommerlichen Rekordtemperaturen in einigen Gebieten. 2017 war trocken, aber mit erheblichen Tagesschwankungen, die einige der besten Kap-Weine aller Zeiten bescherten; 2018 war stark von der Dürre betroffen und produzierte winzige Beeren, stellte sich am Ende jedoch als ziemlich gut heraus, vor allem für spätreifende Rotweine, auch wenn manche Weine ziemlich extrahiert sein können; 2019 war eine der schwierigsten Anbausaisons der letzten 20 Jahre; betroffen von Fäulnis, Herbstregen (besonders in Stellenbosch) und ungleichmäßiger Reifung, ganz zu schweigen von Bränden in Teilen des Elgin-Gebiets und des Hemel-en-Aarde-Tals, brachte das Jahr dennoch überraschend gute Weißweine und Rotweine hervor; 2020 hatte eine frühe Ernte, noch bevor COVID-19 die Pflückdaten beschleunigte, mit größeren Erträgen in den meisten Regionen und spätem Regen in Stellenbosch und dem Hemel-en-Aarde Tal, brachte jedoch einige sehr gute Weine mit überraschend beeindruckendem Säuregehalt dank der Tagesschwankungen hervor; und abschließend war 2021 sehr kühl und sehr spät, zumindest für die Verhältnisse der letzten fünf Jahrgänge. In Sachen Qualität ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, aber viele Produzenten, mit denen ich gesprochen habe, sind begeistert von ihren Perspektiven. "Zart, elegant und raffiniert“ ist Morné Vreys Zusammenfassung der Weine, die er bei Delaire Graff hergestellt hat. Die Mengen sind auch zufriedenstellend.
Welche Jahrgänge haben die besten Weine hervorgebracht? Die meisten Kommentatoren würden wahrscheinlich 2015 und 2017 nominieren und ich würde dem zustimmen. Zweifelsohne zwei der besten Jahrgänge, die ich je aus Südafrika verkostet habe, ganz oben mit 1997, 1999, 2003 und 2009. Wenn ich eine leichte Präferenz äußern müsste, so wäre sie für den letzteren Jahrgang, da die Weißen beständiger waren und die Roten ein Level an Frische und Ausgewogenheit besitzen, an dem es bei einigen der 2015er mangelt. Aber die Zeit wird es zeigen. Es wird ein Genuss sein, diese beiden Jahrgänge über die kommenden Jahre hinweg miteinander zu vergleichen und gegenüberzustellen. Carl Schultz von Hartenberg glaubt, dass 2020 es mit diesen legendären Jahrgängen aufnehmen könnte. "Es war ein erstaunliches Jahr“, sagt er, eine Empfindung, die auch von Paul Cluver widerhallt. Trotz des frühen Jahrgangs war es bis Ende Februar und März kühl, was Weißweinen und früher reifenden Rotweinen eine herrliche Frische und Lebendigkeit verleiht. „Die Weinberge hatten sich erholt“, sagt Andrea Mullineux. „Unsere älteren Blöcke schienen sich jedoch schneller zu erholen. Sie haben das alles schon einmal mitgemacht: es war nicht ihr erstes Rodeo.“ John Seccombe von Thorne & Daughters erklärt, dass die Weine „zunächst einfach und charmant erschienen, jedoch immer ernster werden, wenn sie erstmal in den Groove kommen“. Richard Kershaw MW, sagt, dass seine 2020 Chardonnays besser sind als seine 2017er, während James Downes von Shannon 2020 als „ein schönes Jahr im Weinberg" erklärt. Es ist wahrscheinlich noch zu früh, um sich über die Qualität des Jahrgangs zu äußern, aber ich bin optimistisch. Das Entscheidende an diesen Jahrgangs-Variationen – fünf Jahre Dürre gefolgt von zwei mit erheblichen Winterniederschlägen – ist die Fähigkeit von Erzeugern, Weinbauern und Weinmachern auf diese zu reagieren. „Du musst die Saison ergründen“, sagt Abrie Beeslaar von Kanonkop, „anstatt nur ein Rezept anzuwenden.“ Manchmal musst du Dinge so nehmen, wie sie kommen – er beschreibt 2019 in Stellenbosch als „Pay-Back für das, was wir 2015 und 2017 hatten“ – jedoch ist der Weinbau und die Weinproduktion in Südafrika heute wesentlich anspruchsvoller als noch vor einem Jahrzehnt.
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Und endlich, Südafrikas Palette an Trauben wird farbenfroher.
Schaut man sich die Liste der führenden Rebsorten im Jahr 2013 an und vergleicht diese mit der heutigen Aufstellung, scheint es so, als hätte sich nur wenig geändert. Die Sorten, die vor acht Jahren in den Winelands dominierten halten auch heute noch ihre Stellung, aus Gründen die sowohl mit Geschichte, Politik und Trägheit als auch mit Verkaufszahlen und Verbraucherpräferenzen zu tun haben. In der Reihenfolge der Bedeutung, wenn nicht unbedingt Qualität, sind diese Chenin Blanc (18,6%), Colombard (11,4%), Cabernet Sauvignon (10,8%), Sauvignon Blanc (10,7%), Syrah (10%), Pinotage (7,2%), Chardonnay (7,2%), Merlot (5,9%), Ruby Cabernet (2,1%), Cinsault (1,9%), Muscat d’Alexandrie (1,7%), Pinot Noir (1,3%), Semillon (1,1%), Muscat Blanc (0,9%), Cabernet Franc (0,9%) und Viognier (0,8%). Das Bild sieht auf dem ersten Blick ähnlich aus, nicht zuletzt in Bezug auf die Aufteilung zwischen weißen und roten Sorten, die derzeit bei 55,4% gegenüber 44,6% liegt. Wenn man jedoch genauer hinsieht, verrät es etwas durchaus Interessantes. Diese 16 Sorten machten im Jahr 2013 mehr oder weniger 6,6 % aller Weinberge des Kaps aus, wobei die Zahl heute bei 7,7 % liegt und mit jedem Jahrgang steigt. Die anderen 95 Sorten in Südafrika, von denen einige bereits ihre Eignung bewiesen haben, bleiben vergleichsweise kleine Spieler, jedoch bringen sie eine ungemeine Vielfalt und Interesse ins Spiel, die ihre statistische Bedeutung bei weitem überwiegen. Sogenannte „minority grapes“ – von denen einige wichtige Global Player sind – sind in diesem Bericht vertreten und umfassen Albariño, Barbera, Bastardo, Carignan, Clairette Blanche, Fernão Pires, Gewürztraminer, Grenache, Grenache Blanc, Grenache Gris, Grüner Veltiner, Hárslevelü, Malbec, Marsanne, Mourvèdre, Nebbiolo, Nero d’Avola, Nouvelle, Petite Sirah, Palomino, Petit Verdot, Grauburgunder, Riesling, Roobernet, Roussanne, Sangiovese, Souzão, Tannat, Tinta Amarella, Tinta Barocca, Touriga Franca, Touriga Nacional, Trincadeira, Verdelho, Viura und Zinfandel.
Und die Liste wird sogar noch länger und interessanter. Eben Sadies neuer Songvang Weinberg im Swartland wurde kürzlich mit Alicante Bouschet, Agiorghitiko, Grillo, Lleudoner Pelut und Pontac bepflanzt, und er hat bereits schon einen sehr guten Wein, vorerst experimentell, aus Assyrtiko produziert, Griechenlands bedeutendster weißer Traube. In einer Welt, die stetig heißer wird, gibt es noch einen weiteren, und wohl auch dringlicheren Grund, sich ein breiteres Spektrum an Trauben anzuschauen. Südafrika hat gerade einen der kältesten und feuchtesten Winter seit Jahren erlebt, die meisten seiner Dämme sind wieder zu 100 % gefüllt und erstmalig gab es Schnee in der Overberg Region. Doch niemand sollte sich in falscher Sicherheit wägen, da sich der Klimawandel seit 2014 immer deutlicher abzeichnet; so hatte das Jahr 2014 den letzten nassen Winter vor 2020 und 2021. Bei einer Konferenz, an der ich 2018 in Kapstadt teilnahm, eröffnete Dr. Tara Southey von der Stellenbosch University und dem TerraClim-Projekt die Prognose, dass die Durchschnittstemperaturen im Innland bis zum Jahr 2050 um 2-3 °C ansteigen werden sowie um 1,5 °C in den Küstenregionen. Sie geht davon aus, dass, abgesehen von der Rebsorte Chenin Blanc, die an Trockenheit und Hitze „herausragend angepasst“ ist, die meist angepflanzten Sorten des Kaps Schwierigkeiten haben werden, großartige Weine in ihren derzeitigen Anbaulagen hervorzubringen. Es ist sicherlich Zeit für Südafrika, damit zu beginnen, sich hitze- und trockenresistente Sorten genauer anzuschauen, die ihre Strapazierfähigkeit in mediterranem Klima unter Beweis gestellt haben, ihre Säure in heißen Jahrgängen beibehalten und/oder spät reifen. Diese sogenannten „isohydrischen Traubensorten“, die zum Überleben und Gedeihen nur sehr wenig Wasser benötigen, haben sich im Laufe der Jahre den extremen Bedingungen in Ländern wie Kroatien, Griechenland, Italien, Portugal und Spanien angepasst. „Genau in diesen Teilen der Welt“, fügt Sadie hinzu, „haben wir eine gute Chance, Traubensorten zu finden, die langfristig besser geeignete Lösungen für unsere zukünftige Realität und unsere Herausforderungen sein werden.“
Sadie hat die Anhängerschaft und den Ruf, alles zu verkaufen, was er will. Aber er ist eine seltene Ausnahme am Kap. Die meisten Weinbauern und Produzenten sind deutlich risikoscheuer. Und wer kann es ihnen verdenken? Es ist viel einfacher, Merlot und Sauvignon Blanc zu verscheuern, als Sorten wie Nero d’Avola und Verdelho. Die Liste der Neupflanzungen im letzten Jahr wird von Chenin Blanc, Colombard, Sauvignon Blanc, Pinotage und Chardonnay angeführt, und nicht von Albariño, Carignan und Sangiovese. Und dennoch werden nach und nach auch andere Sorten ins Programm genommen. Nicht jeder ist so experimentierfreudig wie Pieter Walser von BLANKbottle, der um die 50 Weine aus 35 Rebsorten herstellt und sich selbst stolz als „Meister keiner dieser Sorten“ bezeichnet, wobei die Weinberge des Kaps noch nie so vielfältig waren wie heute.
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Es ist Zeit, ein paar Korken knallen zu lassen
Südafrikas Schaumweinproduzenten feiern in diesem Jahr ein bedeutendes Jubiläum. Es ist 50 Jahre her, dass Frans Malan von Simonsig den ersten traditionellen Méthode Cap Classique am Kap herstellte. Es gibt gleich mehrere interessante Dinge an diesem Kaapse Vonkel von 1971 („Kap-Blasen“ auf Afrikaans): Es war ein reinsortiger Chenin Blanc; er wurde erst 1977 herausgegeben, weil Onkel Frans nicht wusste, was er damit anfangen sollte; und wurde schließlich zum Preis von 3 Rand verkauft, was ihn zur damaligen Zeit zum teuersten Wein des Kaps machte. Vor diesem Datum gab es in Südafrika zwar Schaumweine, aber es gibt keine Beweise dafür, dass diese ihre zweite Gärung in der Flasche abschlossen. Simonsigs Beispiel folgten Boschendal, Clos Cabrière und Villiera und schon bald nahm eine neue Kategorie Gestalt an.
Das nächste bedeutende Jahr in der Geschichte der Schaumweine in Südafrika ist 1992, als die Cap Classique Producers Association (CCPA) mit 14 Mitgliedern gegründet wurde. „Wir wollten einen Namen, der französisch klang, aber dennoch südafrikanisch war“, sagt der derzeitige Vorsitzende Pieter „Bubbles“ Ferreira von Graham Beck. 29 Jahre später zählt die CCPA 104 Mitglieder, die 90 % der Schaumweinproduktion des Kaps repräsentieren. Cap Classique war und ist ein großer Erfolg und verzeichnet beständig von Jahr zu Jahr zweistellige Volumensteigerungen. Und obwohl 80 % der 10,5 Millionen Flaschen im Inland getrunken werden, entwickelt sich weltweit eine stetig wachsende Anhängerschaft. Fügen Sie weitere 15 Millionen Flaschen tankfermentierter, Charmat-, Méthode Ancestrale- und Pet Nat-Weine hinzu und es wird schnell klar, dass Südafrika sich in „bubblies“ verliebt hat.
Diese Cap Classiques präsentieren sich mit unterschiedlichsten Kriterien. Etwa 85 % werden aus den klassischen Champagner-Trauben gekeltert – Pinot Noir, Chardonnay und gelegentlich Pinot Meunier – aber man findet auch Schaumweine aus Cabernet Franc, Colombard, Merlot, Pinotage, Sauvignon Blanc, Syrah, Viognier und – als Hommage an Frans Malan vielleicht auch – Chenin Blanc. Die Stilrichtungen umfassen Non-Vintage, Vintage, Blanc de Blancs, Blanc de Noirs, Rosé, Prestige-Cuvées, überregionale Blends und Einzellagen-Weine. Sie müssen neun Monate auf der Hefe verbringen (ab der Lese 2021 auf 12 Monate hochgesetzt), aber das war es auch schon in Bezug auf die Regeln.
Ich hatte das Glück, die Entwicklung der Cap Classique Weine aus erster Reihe hautnah mitzuerleben. Die durchschnittliche Qualität ist gut – viel besser als bei Cava und Prosecco – und die Preise sind zugänglich, wenn nicht sogar geradezu günstig, insbesondere wenn man sie mit ihren englischen Pendants vergleicht. Am oberen Ende stellen eine Handvoll Produzenten, wie Charles Fox, Colmant, Graham Beck, Le Lude und Silverthorn, Weltklasse-Bubblies her. Für Preise zwischen 12 und 30 Euro lassen sich hier viele Schnäppchen ergattern.
Ein wichtiger Schlüssel zur positiven Entwicklung in den letzten zehn Jahren war die Fähigkeit der Hersteller, voneinander zu lernen. „Als wir 1992 anfingen“, erinnert sich Pieter Ferreira, „liefen wir wie auf Eiern, wenn wir die Grundweine anderer Produzenten probierten. Heute sind wir ziemlich offen und unverblümt. Wir teilen unser Wissen innerhalb der Cap Classique-Community.“
Frans Malan verstarb 2003 und lebte lange genug, um die Gründung der Cap Classique Producers’ Association und das Wachstum der von ihm eingeführten Kategorie mitzuerleben. Wäre er noch bei uns, könnte er heute sehr stolz darauf sein, was die südafrikanischen „bubblies“ in den 50 Jahren seit dem Meilenstein „Kaapse Vonkell“ im Jahr 1971 erreicht haben.
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Die besten südafrikanischen Chenin Blancs sind absolute Weltklasse.
In den Kellern von Savennières und Vouvray sollten sie dies nur sehr leise sagen, aber das Kap hat das Loire-Tal als Hauptquelle der besten trockenen Chenin Blancs der Welt schon längst in den Schatten gestellt. Wenn das nach einer exzentrischen Meinung klingt, so schlage ich vor, dass Sie die 31 Beispiele, die in diesem Bericht mehr als 95 Punkte erzielt haben, auflisten und dann versuchen, eine Reihe französischer Weine zusammenzustellen, die diese schlagen würden. Klar, die Stile sind in den beiden Ländern unterschiedlich, aber Südafrika ist mittlerweile der Platzhirsch.
Südafrika hat das Glück, Chenin als meist angebaute Rebsorte zu haben. Und tatsächlich wächst ihr Anteil an Rebfläche (18,6 % Ende 2020) sogar noch weiter. Die derzeitige Rebfläche von 17.148 Hektar ist fast doppelt so groß wie die 9.700 Hektar der Loire und verteilen sich auf alle Weinregionen des Landes, von Norden nach Süden und von Osten nach Westen. Nicht alle Chenins des Kaps werden an geeigneten Stellen gepflanzt oder aus den besten Klonen hergestellt, aber die Ergebnisse sind selten weniger als erfreulich und im besten Fall ein vortrefflicher Ausdruck des Terroirs.
Chenin Blanc und Südafrika reichen weit zurück, mit ziemlicher Sicherheit bis ins Jahr 1650, der historischen Geburt der südafrikanischen Weinindustrie. Dabei genoss die Sorte nicht immer den hohen Ruf, den sie heute hat. Steen, wie er bis 1963 genannt wurde, wurde später von Professor C.J. Orffer von der Universität Stellenbosch als Chenin Blanc identifiziert und wurde aufgrund seiner hohen Erträge und seiner Eignung für Brandy-Grundweine ebenso geschätzt wie aufgrund seiner Qualität. In den späten 1960er Jahren war Lieberstein, eine halbtrockene Cuvée aus Chenin und Clairette Blanche, kurzzeitig die meistverkaufte Marke der Welt.
Kurz gesagt, war Chenin Blanc das klassische Arbeitstier unter den Trauben – keine Angst vor harter Arbeit, jedoch etwas schwerfällig und ohne Spannung. Chenin, der selten als sortenreiner Wein produziert, geschweige denn ettikettiert wurde, bedeckte dennoch im Jahr 1990 über ein Drittel der Weinberge des Kaps, als Resultat der Ermutigung von KWV an die Landwirte, Chenin weitflächig und oft anzubauen. Das Ironische an dieser Konzentration auf Chenin in den 50er, 60er, 70er und 80er Jahren ist, dass es ein wertvolles Erbe alter Weinparzellen hinterlassen hat. André Morgenthal vom Old Vine Project sagt, dass etwas mehr als die Hälfte der über 35 Jahre alten Weinberge am Kap (3.693 Hektar) mit Chenin Blanc bepflanzt sind.
Das Ende der Apartheid fiel mit den Anfängen der Renaissance von Chenin Blanc zusammen. Ein Großteil des Verdienstes dafür gebührt Ken Forrester, der 1993 aus Johannesburg nach Stellenbosch kam. „Der Markt interessierte sich nicht für Chenin“, erinnert er sich, „und man riet mir immer wieder dazu, diese Reben rauszureißen.“ So entschlossen wie je machte Forrester aus seinen alten Reben eine Tugend und gründete im Jahr 2000 die Chenin Blanc Association, auch um Beispiele der Sorte aus anderen Ländern zu probieren. Heute zählt die CBA 138 Mitglieder, darunter fast alle Top-Produzenten des Kaps, und wird als enormer Gewinn angesehen.
Sowohl sorteinrein oder als Komponente einer Cuvée stellt Chenin eine überproportionale Zahl von Südafrikas besten Weißweinen her. Sie spiegelt zudem unterschiedliche Bodentypen und Terroirs besser wider als jede andere südafrikanische Sorte und drückt unterschiedliche Aromen, Texturen und Geschmacksrichtungen von Kalkstein, Sandstein, Schiefer, Eisenoxid, Granit und Ton aus. Probieren Sie eine Reihe von Top-Cape Chenins von Alheit Vineyards, David & Nadia, Metzer, Mullineux oder Sadie Family und Sie können die Unterschiede wirklich schmecken. „Chenin Blanc ist offen für verschiedene Interpretationen“, sagt David Sadie. "Er ermöglicht Ihnen diesen Luxus." Laut Peter-Allan Finlayson ist auch eine sorgfältige Handhabung erforderlich. „Chenin ist phenolischer als Chardonnay, daher gibt es weniger Raum für Fehler, insbesondere bei alten Reben, die dazu neigen, Trauben mit dickerer Schale zu produzieren.“
Chenin ist bekanntlich vielseitig, und das nicht nur in Südafrika. Die Chenin Blanc Association erkennt sechs verschiedene Stile an: 1) frisch und fruchtig; 2) reich, reif und ungeholzt; 3) reich, reif und geholzt; 4) reich, reif und halbtrocken; 5) lieblich; 6) perlend. Von allen sechs Stilen gibt es gute bis sehr gute Exemplare auf dem Markt, wobei die Kategorien zwei und drei jedoch die meisten Spitzenweine beherbergen, von denen ein beträchtlicher Teil entweder nur wenig oder gar kein neues Holz zu sehen bekommt. Meiner Meinung nach gedeiht diese Rebsorte am besten auf zersetzten Granitböden, die ihr noch mehr Konzentration und Mineralität verleihen, jedoch gibt es hier auch Ausnahmen, die die Regel bestätigen, nicht zuletzt meine beiden 99-Punkte-Chenins von Basie van Lills Arbeidseind-Farm in Citrusdal Mountain, die auf Sandstein gelegen ist.
Einer der entscheidenden Faktoren bei den besten Cape Chenins ist, dass sie gut in der Flasche reifen. Chenin besitzt eine gute natürliche Säure, wobei südafrikanische Winzer gelernt haben, besser mit dieser umzugehen, sei es durch frühere Ernte (Luddites neueste Version hat 12,8% Alkohol) oder mit etwas Hautkontakt in wärmeren Gegenden, um „dem letzten Drittel des Gaumens mehr Frische zu verleihen“, wie es Thinus Krüger von Fram ausdrückt. Damit soll nicht abgetan werden, was Rüdiger Gretschel von Reyneke „Swimming Pool-Chenins“ nennt, die bei Herausgabe sofort genossen werden können, aber die Alterung ist Teil der DNA der Traube. „Es geht nicht nur um sofortige Zufriedenheit“, sagt er.
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Syrah - die wohl aufregendste rote Rebsorte am Kap.
“Südafrikanische Top-Syrahs rocken“, sagt Duncan Savage, der selbst zwei wunderbare Beispiele herstellt. "Alle wollen ihn zur Zeit." Der Superstar der nördlichen Rhône, Syrah, misst sich mit Südafrikas feinster roter Sorte, Cabernet Sauvignon, es ist aber keine Frage, wer sich von den beiden an eine breitere Palette von Terroirs angepasst hat. So erklärt Richard Kershaw: „Cabernet ist die beste Rebsorte in Stellenbosch, in anderen Gebieten ist sie jedoch eher nicht so gut geeignet; Syrah ist da um einiges vielfältiger.“
Es ist schwer hier anderer Meinung zu sein. Syrahs 9,151 Hektar produzieren beeindruckende Weine in Regionen so unterschiedlich wie Agulhas, Bot River, Cape Peninsula, Cederberg, Ceres, Constantia, Elgin, Franschhoek, Greyton, Paarl, Stellenbosch, the Swartland, Tulbagh und Wellington. Nicht nur als dominierende Rebsorte in meinem Rotwein des Jahres, Columella 2019, ist Syrah zudem die einzige Sorte im mit 99-Punkten bewerteten Porseleinberg Syrah 2019 und verantwortlich für 17 meiner 161 Weine des Jahres.
Shiraz und Syrah sind bekannterweise Synonyme, jedoch werden sie in Australien und anderen Ländern oft dazu verwendet, um eine stilistische Präferenz zu vermitteln. André van Rensburg, der 1994 den ersten Syrah an der Kellerei Stellenzicht produzierte, erklärt: „Um den Namen Syrah auf dem Etikett verwenden zu dürfen, musste ich einen Antrag beim Wine & Spirits Board stellen. Bis dahin nutzten alle den Namen Shiraz.“ Diese Unterscheidung gilt zu einem gewissen Grad auch am Kap. Shirazes sind in der Regel reifer, kräftiger und holziger (mit amerikanischen Fässern als Ausbau der Wahl), während Syrahs allgemein eher dem Stil der nördlichen Rhône ähneln, häufig von kühleren Lagen stammen oder früher gepflückt werden, um eine gewisse Frische zu bewahren. Zudem sind niedrigere Alkoholwerte ein Merkmal dieser Weine, ebenso wie der geringere Einsatz von neuem Eichenholz sowie die teilweise oder vollständige Fermentierung am ganzen Bund. Daraus bilden sich selbstverständlich keine zwei Extreme; sie sind Teil eines Kontinuums, mit verschiedenen Herstellern, die sich an verschiedenen Positionen der Skala ansiedeln.
Es gibt dennoch reife Syrahs aus warmen Lagen Südafrikas, oder Shirazes, wenn Sie es bevorzugen – Paarl, Teile des Swartlands, Tulbagh und Wellington sind hier wohl Ihre beste Wahl, wenn Sie diesen Stil mögen, obwohl nicht alle Hersteller in diesen Gebieten große Weine produzieren - aber die meisten meiner Favoriten befinden sich mehr am verfeinerten Ende des Spektrums, oft mit Noten von Pfeffergewürz. Zudem ist es ungemein faszinierend, Syrahs von verschiedenen Bodentypen miteinander zu vergleichen, insbesondere Granit, Eisen, Sandstein und Schiefer. Die Tatsache, dass Kellereien wie Damascene, Hartenberg, Kershaw, Gabriëlskloof und Mullineux terroirspezifische Syrahs herstellen, macht diese Gegenüberstellung zugleich einfach und angenehm. "Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich sich Syrah auf verschiedenen Bodentypen zeigt“, sagt Reenen Borman, der zu einer Handvoll Spitzen-Produzenten gehört, die Wein aus Trauben produzieren, die auf den zersetzten Granitböden der Polkadraai-Hills gedeihen. Sein Freund und Kollege Lukas van Loggerenberg behauptet, dass „man die Trauben aus einer Entfernung von 100 Metern riechen kann, nachdem sie gepflückt wurden.“
Die Sache mit Syrah in Südafrika ist, dass er sich noch weiterentwickelt und eine vergleichsweise neue Sorte ist. Man schätzt, dass Syrah in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Südafrika ankam, und Zandvliet in Robertson hat Weinbergblöcke, wenn nicht sogar Reben, die bis ins Jahr 1870 zurückreichen, wobei die ersten Beispiele für Syrah erst in den 80er Jahren in Stellenbosch produziert wurden, so Kevin Arnold, der damals bei Rust en Vrede arbeitete; weitere moderne Pioniere waren Bellingham, der den ersten sortenreinen Shiraz 1957 herstellte, Lievland, Stellenzicht und La Motte, wo Jacques Borman, jetzt bei Boschkloof, mit seinem Sohn Reenen Weinmacher war.
Die meisten aktuellen Syrah-Superstars sind neuere Kellereien – Boschkloof (gegründet 1996, obwohl Epilogue nicht vor 2013 hergestellt wurde), Boekenhoutskloof (1997), Damascene (2018), Gabriëlskloof (2008), Keermont (2007), Kershaw (2012), Lismore (2006), Mullineux (2008), Porseleinberg (2010), Rall (2008), Reyneke (1998), Sijnn (2007), Trizanne Signature Wines (2008) und Van Loggerenberg (2016) – dies verdeutlicht schnell, wie viel Potenzial es erst geben wird, wenn die Reben, und in einigen Fällen auch die Winzer, älter werden. Es ist eine Aussicht, bei der Syrah-Liebhabern das Wasser im Mund zusammenläuft.
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Südafrikanischer Wein bleibt weiterhin ein enormes Schnäppchen, wobei die Top-Marken jedoch langsam die Preise erreichen, die sie verdienen, nicht zuletzt auf dem Sekundärmarkt
Anfang dieses Jahres, auf der Cape Fine & Rare Auction, wurde eine einzelne neuverkorkte Flasche Wein für R420.000 (£21.222) verkauft. Keinesfalls der höchsterzielte Auktionspreis aller Zeiten, aber immer noch ein bedeutender Moment für Südafrika. Die besagte Flasche war etwas ganz Besonderes, ein Grand Constance aus dem Jahre 1821, bestimmt zur Lieferung an Napoleon Bonaparte, der sich im Exil auf der Insel St. Helena befand. Der ehemalige Kaiser verstarb jedoch, bevor der Wein an ihn versendet werden konnte, und so fand sich diese Rarität zwei Jahrhunderte später unter dem Hammer in Stellenbosch wieder. Das Interessante an diesem Grand Constance ist, dass er durchaus kein Unikat ist. Es sollen ein gutes Dutzend von ihnen existieren. Und tatsächlich sollte ein zweiter Grand Constance in der Woche nach Fertigstellung meines Berichts versteigert werden, mit einer Schätzung von R380.000 bis R500.000. Die Strauss-Auktion wird auch andere Raritäten darbieten: 1957 Chateau Libertas (R17-25.000), 1966 GS Cabernet Sauvignon (R30-40.000) und „Südafrikas ältester lebender Wein“, ein 1800 Jaubert Family Muscat d’Alexandrie (R50-70.000).
Solche Weine mögen für viele nicht mehr als Kuriositäten sein – sozusagen Einhorn-Flaschen, die keinen Einfluss auf das allgemeine Marktgeschehen haben, aber ich denke, dass diese beiden Auktionen auf einen weitgehenderen Trend hindeuten. Die besten südafrikanischen Weine werden immer gefragter, und wenn man so sagen darf, Sammlerstücke. Wir sind Zeuge der kontinuierlichen Entwicklung eines südafrikanischen Weinsektors, mit Weinen, die diskutiert, gekellert, begehrt und in einigen Fällen, auf Auktionen versteigert werden. Ein starker Sekundärmarkt, mit Marken, die mit der Zeit in Wert steigen, ist ein Zeichen dafür, dass ein Land ein bedeutender Spieler auf der internationalen Bühne ist.
Es war erfreulich, den steigenden Wert des Kanonkop Paul Sauer 2015 mitzuerleben (derzeitig in Großbritannien im Wert von 272 £ pro Flasche), nicht nur weil ich ihn mit 100 Punkten auszeichnete, sondern weil ich denke, dass der Wein diesem Preis gerecht wird und sich mit weiterer Lagerung in der Flasche noch verbessern wird. Haben Spekulanten einige dieser Weine gekauft? Möglicherweise, obwohl ich finde, dass das nicht unbedingt eine schlechte Sache ist. Viele Weinliebhaber werden ihn natürlich auch trinken, und somit einen der besten Kap-Rotweine aller Zeiten genießen.
Der Durchschnittspreis von südafrikanischem Wein, sowohl auf dem heimischen Markt als auch im Ausland, ist frustrierend niedrig - rund 55% der Weine verlassen das Kap in Großmengen. Doch die Nachfrage steigt für eine Reihe führender Kap-Marken. Dies kann eine frustrierend langsame Angelegenheit sein, aber wie Reenen Borman von Boschkloof erklärt: „Es ist der Markt, der den Preis erhöht“. (Versuche, Weine mit sehr hohen Preisen auf den Markt zu bringen, bevor sie eine Erfolgsbilanz aufgestellt haben oder kritische Zustimmung gefunden haben, sind selten, wenn überhaupt erfolgreich.) Weinkellereien, die eine verdientermaßen starke Anhängerschaft aufweisen, umfassen Alheit Vineyards, Boekenhoutskloof, Boschkloof, Crystallum, David & Nadia, DeMorgenzon, Kanonkop, Kershaw, Klein Constantia, Hamilton Russell Vineyards, Lismore, Meerlust, Miles Mossop, Mullineux, Newton Johnson, Porseleinberg, Rall, Restless River, Reyneke, Sadie Family, Storm Wines, Thelema, Thorne & Daughters, Van Loggerenberg, Vilafonté und Waterford.
Südafrikas Spitzenreiter, bei denen ich von Weinen spreche, die in Südafrika bei einem Preis von über R120 gehandelt werden, 10 £ in Großbritannien oder 15 £ in den USA, und bei den Zahlenjongleuren als „Ultra-Premium“ gelten, stehen immer noch für ein fantastisches Preis-Leistungs-Verhältnis, was meiner Meinung nach besser ist als irgendwo anders. Selbst die wirklich herausragenden Weine sind im internationalen Vergleich ein absolutes Schnäppchen. Nur 31 der 1.763 Weine in diesem Bericht liegen im Handel bei 1.000 Rand oder mehr, umgerechnet 50 £ oder 70 $ bei aktuellen Wechselkursen. Wie viele Länder können da mithalten?
Wenn Sie sich den Preis des mit 100 Punkte ausgezeichneten 2019 Sadie Family Columellas anschauen (R885), ist dieser auf globalem Level betrachtet geradezu lächerlich unterbewertet. Eben Sadie erklärt: „Ich weiß wie es ist, die Person zu sein, die es sich nicht leisten kann, Weine zu kaufen, denen ich mein ganzes Leben lang gefolgt bin, wie z.b. von Orten wie dem Burgund.“ Damit bringt er ein trifftiges und ehrenwertes Argument an und ich gehöre zu den dankbaren Verbrauchern, die sich jedes Jahr anstellen, um seine Weine der Old Vine Series zu erwerben. Doch südafrikanischer Wein, einschließlich einer Großzahl seiner besten Rot- und Weißweine, ist für das eigene Interesse immer noch zu billig. Langsam aber zielsicher ändert der Markt dies jedoch. Es ist nicht mehr, als das Kap verdient.
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COVID-19 hat unsäglichen Schaden in der südafrikanischen Weinindustrie angerichtet, aber es hätte noch schlimmer kommen können.
„Was für eine Fahrt es ist in den letzten 18 Monaten war“, erklärt Koen Roose von Spioenkop mir kopfschüttelnd. "Ich stand kurz vor dem Bankrott." Die Pandemie war besonders schmerzlich für Weinproduzenten, die für eine Gesamtzeit von (bisher) 23 Wochen auf dem lokalen Markt keinen Wein verkaufen und aufgrund der verschiedenen Verbote der Regierung hinsichtlich des Verkaufs, Transports und Versands von Alkohol, 5 Wochen lang keinen Wein exportieren konnten. Es ist nicht zu leugnen, so wie es auch auf einem Rückenetikett zu lesen steht, dass „Alkohol eine der Hauptursachen für Gewalt und Kriminalität“ in Südafrika ist, wobei die getroffenen COVID-19 Maßnahmen jedoch – angeblich, um Krankenhäuser zu entlasten und Betten frei zu halten – drakonisch waren und möglicherweise in der Politik motiviert wurden oder aus der Notwendigkeit heraus geboren wurden, um dieser Notfall-Situation Herr zu werden.
Der Branchenverband Vinpro wartet derzeit auf das Urteil des Obersten Gerichtshofs in seinem Fall gegen die Regierung mit dem Argument, dass die pauschalen Alkoholbeschränkungen unfair und nicht ausreichend durchdacht wurden. Ohne ein Ende der Pandemie in Sicht und mit der Möglichkeit eines fünften Lockdowns später in diesem Jahr, kann dieses gesetzliche Urteil wichtige Folgen haben. "Viele bleiben tapfer, aber nur in einigen Fällen“, sagt Weinbauerin Rosa Kruger. Vinpros Argument ist, dass „Wein mehr als nur ein Getränk ist, es ist der Lebensunterhalt vieler Menschen“ in den Worten von MD Rico Basson. „Wein gehört zur Landwirtschaft, genauso wie der Tourismus. Unsere Branche unterstützt 80.183 Menschen, die auf Farm- und Kellerei-Ebene arbeiten sowie 188.913 Personen weiter unten in der Kette.“
Doch wie groß ist der Schlag, den die Weinbranche seit dem 2. April 2020 einsteckt? Es ist nicht leicht, hier genaue Zahlen zu ermitteln, denn die Auswirkungen der Pandemie sind teilweise immer noch in Bezug auf Flaschenknappheit, verlorenem Tourismus, Restaurantschließungen und operativen Herausforderungen am Hafen von Kapstadt zu spüren, derzeit mit 70% der Kapazität in Betrieb. South African Wine Industry Information and Systems (SAWIS) schätzt, dass das Exportverbot der Industrie 61 Millionen Dollar gekostet hat, während die lokalen Verbote sich auf 39 Millionen US-Dollar Umsatzeinbußen summieren. Es hängt davon ab, mit wem man spricht, aber es gibt aktuell zwischen 150 Mio. und 200 Mio. Liter unverkauften Wein in den Kellern der Erzeuger. Und dann sind hier noch die gemeinsamen Auswirkungen von Restaurantschließungen und dem Zusammenbruch des Weintourismus zu bedenken, die sich auf umgerechnet 25 Millionen US-Dollar verlaufen sowie der Ausfall von Weinverkäufen bei Weinproben an den Kellereien.
Trotz dieses schlimmen Szenarios klammert sich die Weinindustrie weiterhin ans Überleben an, was ihr zumindest bis dato gelungen ist. Die Vorhersage, dass 80 Weingüter schließen würden, hat sich nicht bewahrheitet. „Wir haben keine Liquidationen gesehen“, sagt Basson, obwohl es ein gewisses Ausmaß an Konsolidierung gegeben hat, da rund 15 Weingüter entweder den Besitzer oder ihr Geschäftsmodell geändert haben. Beispiele hierfür sind Bosman mit dem Erwerb der Sonop Wine Farm, Bartinney mit dem Erwerb von Plaisir de Merle, DGB mit der Hinzuführung von Fryer’s Cove und Babylonstoren in sein Markenportfolio sowie die Entscheidung der Tulbagh Winery, sich anstelle von der Produktion von Weinen in ein speziell für die Lagereinrichtung vorgesehenes Unternehmen umzuwandeln. Es ist schwer zu wissen, ob solche Änderungen ausschließlich oder nur teilweise durch die Pandemie verursacht wurden. „Die zum Verkauf stehenden Farmen wären sowieso zum Verkauf angeboten wurden“, meint Johann Krige von Kanonkop. Auch ist es wahr, dass wir die wahren Kosten der Pandemie möglicherweise für weitere ein oder zwei Jahre nicht genau ermitteln können.
Die Auswirkungen auf die Weingüter waren ungleichmäßig. Diejenigen, die exportorientiert sind, waren weniger betroffen und hatten in einigen Fällen sogar gute Geschäftsjahre, während diejenigen, die vom Inlandsmarkt abhängig sind, deutlich härter getroffen wurden. "Wir stecken im Schlamassel, und das ist die Realität", erklärt Denise Stubbs von Thokozani offen. "Wir verkaufen 85 % unseres Weins im Inland, so war es unsere einzige Wahl, sich mehr auf den Export zu konzentrieren.“ Durch den Ausfall des lokalen Vertriebs, schufen andere Unternehmen Direktvertriebswege zum Kunden und verfeinerten ihre Unternehmen. „Wir kommunizierten mit unseren Kunden, kreierten neue Webseiten und implementierten neue E-Commerce- und Weinclub-Software“, sagt Mike Ratcliffe von Vilafonté.
Kleinere Weingüter waren oft besser in der Lage, mit der neuen Realität umzugehen. "Wir haben tendenziell niedrigere Gemeinkosten und Schulden“, erklärt John Seccombe von Thorne & Daughters. Größere Unternehmen, vor allem Distell, der größte Erzeuger am Kap, KWV und einige Genossenschaften haben generell weniger gut abgeschnitten. Distell hat den Verkauf seiner Weinberge mehr oder weniger abgeschlossen und befindet sich zum Zeitpunkt, während des Verfassens meines Berichts, in Gesprächen mit Heineken im Hinblick auf eine mögliche Übernahme vom Brauriesen. In der ersten Hälfte des Jahres 2020, sank der Umsatz von Distell um 18,2 % aufgrund von „harten Betriebsbedingungen”, obwohl sich seine Position 2021 verbessert hat.
Könnten die letzten 18 Monate der Industrie einen dringend benötigten Anstoß gegeben haben? Rico Basson glaubt, dass 40 % der Kap-Produzenten überleben, während weitere 40 % unrentabel sind, was offensichtlich alles andere als optimal ist. Dazu äußerte sich Mike Ratcliffe in einem Interview mit Wine Mag: „Jeder große Schock bewirkt Veränderungen, besonders wenn eine Veränderung erforderlich ist. Veränderungen können schmerzhaft sein. Schwächere Unternehmen werden versuchen zu fusionieren und neue Gruppierungen zu bilden, um Größenvorteile zu erschaffen. Starke Weingüter werden eine Chance zum Erwerb weiterer Weinberge oder Kellereien sehen. Kapitalkräftige Neueinsteiger werden in Erscheinung treten. Marginale Geschäfte werden nicht überleben.“ Im Endeffekt ist das gar keine schlechte Sache.
Schaut man sich weitere positive Aspekte an, dann hat die Pandemie ermöglicht, dass Weinmacher, die normalerweise mehrere Wochen und Monate unterwegs gewesen wären, sich nun mehr auf ihre Weinberge und Kellereien konzentrieren konnten. „Je mehr Zeit wir zu Hause verbringen“, sagt Pieter Walser von BLANKbottle, „desto besser sind unsere Weine.“ Sie hat auch dazu beigetragen, dass 2020 und 2021 beide gute bis sehr gute Jahrgänge waren. Tatsächlich wird sich der Letztere mit der Zeit als außergewöhnlich erweisen werden. Eines Tages werden diese zwei Jahre eher für die Qualität ihrer Weine als für COVID-19 in Erinnerung bleiben.
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Wohin als nächstes?
Es war ein Zitat, das mich tief schockierte. Erica Platter, bekannte südafrikanische Journalistin und Weinautorin, wurde im Juli 2021 von Robin Wright im New Yorker interviewt und äußerte sich ungemein pessimistisch in Bezug auf die Zukunft ihres Landes. „Wir brauchen noch ein Wunder“, sagte sie. „Wie können wir uns nach all diesen Jahren schrecklicher Ungleichheit durch Kolonialismus und Apartheid nur vorstellen, dass ein ‚Neues Südafrika‘ funktionieren würde? Die Narben werden nie heilen. Der Schorf deckt die Wunden ab, sogar Verbände, aber darunter befindet sich immer noch Eiter und Schmerzen und Infektionen, die bereit sind, sich auszubreiten, und verbreitet zu werden.“
Wright schrieb ihren Artikel mit dem Titel „Mandelas Traum für Südafrika liegt in Trümmern“ im Nachspiel der schlimmen Unruhen in Gauteng, die durch die Inhaftierung des ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma wegen Missachtung des Gerichts ausgelöst wurden. Zwischen dem 12. und 14. Juli starben innerhalb von drei Tagen 342 Menschen in der blutigsten Zeit der Post-Apartheid-Geschichte des Landes. Darüber hinaus wurden schätzungsweise 40.000 Geschäfte zerstört oder niedergebrannt. Zumas Anhänger forderten seine Freilassung – er befindet sich derzeit auf „medizinischer Bewährung“, und somit hatten sie einen teilweisen Erfolg – und zielten zudem darauf ab, Südafrika in der Zwischenzeit unregierbar zu machen. Bisher sind sie gescheitert. Aber nur gerade so. Die regierende ANC mag träge auf die Unruhen reagiert haben, aber in den Worten von The Economist „war die inspirierende Reaktion nichtstaatlicher Institutionen, wie Unternehmensgruppen, Basis-Wohltätigkeitsorganisationen und lokaler Reporter, eine Erinnerung an das Beste von Südafrika“.
Dies ist ein Bericht über Wein und weniger über Politik, aber über ersteren kann man nicht schreiben, ohne ihn in einen Kontext zu setzen. Und im Moment sieht dieser Kontext nicht gut aus. Südafrika ist laut Weltbank eines der Länder mit den größten Ungleichheiten. Die Arbeitslosigkeit liegt bei einem Allzeithoch von 33 %, die Wirtschaft befindet sich in einer Rezession, der Rand ist schwach und schätzungsweise 22 % der Südafrikaner haben nicht genug zu essen. Die Frage, ob sich die Lage seit Einführung der Demokratie 1994 für die Mehrheit verbessert hat, ist eine, die man durchaus stellen sollte. Hinter den Ausschreitungen und Plünderungen steckte viel mehr als nur ein Zeichen der Unterstützung für Zuma. Sie waren, wie der Schriftsteller Johnny Steinberg es ausdrückte, „einer Rebellion gegen die Ungleichheit so nah wie nie zuvor“.
Die COVID-Pandemie hat viele Dinge verschlimmert. Südafrika macht rund ein Drittel aller COVID-19 Fälle auf einem Kontinent mit 54 Länder aus. Die Möglichkeit einer vierten Welle gegen Ende dieses Jahres ist durchaus real, was wiederum zu weiteren Lockdowns führen könnte, was mehr Arbeitslosigkeit und möglicherweise mehr Alkoholverbote bedeuten würde. Kein Wunder, dass manche Menschen, die es können, auswandern. Wohin? „Egal wo, nur nicht hier“, erklärte mir eine Winzerin. „Alle sind vorsichtig“, fügte sie hinzu. "Jedermann wartet. Aber alle wissen sie, dass wir uns derzeit in einer Abwärtsspirale befinden."
Bietet die südafrikanische Weinindustrie inmitten dieses allgegenwärtigen Trübsinns einen vorsichtigen Grund für Optimismus? Im nationalen Kontext mag sein relativer Erfolg möglicherweise nicht auf viel hinauslaufen, doch Rico Basson von Vinpro ist der Meinung, dass es das tun wird. „Die Situation ist besser als noch vor einem Jahr“, sagt er, „und es gibt gute Gründe dafür, positiv zu bleiben. Die Dämme sind voll, die Leute haben wieder damit begonnen, ihre Weinberge neu zu bepflanzen und 72 % der südafrikanischen Produktion sind heute durch den Handelsverband Wine and Agriculturural Ethical Trade Association ethisch akkreditiert. Tourismus wird in den nächsten 18 Monaten hart sein, aber er wird sich mit der Zeit erholen. Wir Südafrikaner sind hartnäckig.“
Desweiteren zeichnet sich eine positive Entwicklung ab, wenn man sich das Thema Transformation in der Weinbranche anschaut. "Mehr und mehr steigen auch Schwarze in die Weinbranche ein“, sagt Ntsiki Biyela von Aslina Wines, „nicht nur um zu arbeiten, sondern um Unternehmen zu gründen.“ Das Cape Winemakers Guild Protégé-Programm, das 2006 wieder ins Leben gerufen wurde, hat einer Reihe von schwarzen Winzern geholfen, zu bedeutenden Positionen in Unternehmen wie Stark-Condé und Nederburg aufzusteigen. Und noch viel wichtiger, die Weine von Weingütern oder Marken in Besitz von schwarzen Winzern und Weinmachern, wie Aslina, Cape Dreams, Carmen Stevens, Great Heart und Thokozani produzieren zunehmend beeindruckende Weine.
In einem Online-Interview habe ich mich mit Rosa Kruger über den Jahrgang 2021 unterhalten. Ihre Antworten waren interessant. „Winzer blicken nicht zurück, weißt du. Unsere Gedanken sind schon bei der nächsten Ernte. Momentan sind die Weizenfelder im Swartland dunkelgrün und der Raps blüht in leuchtend gelber Pracht. Dies ist ein Indiz für eine gute Anbausaison. Was 2022 betrifft, bin ich optimistisch.“ I
In diesem Sinne hoffen wir darauf, dass auch auf Südafrika bessere Zeiten warten.