Dave Marchs interessante These über den Klimawandel
Hier seine übersetzten, sehr spannenden Überlegungen.
„ Der Klimawandel könnte die Weinproduktion ruinieren“, schimpfte die britische Zeitung Independent im März 2016. Caroline Mortimer stellte fest, das neue Forschungsergebnisse darauf hindeuten, dass in Folge der Erderwärmung, Ernteausfälle immer wahrscheinlicher werden. Manche Menschen bezweifeln den Klimawandel, aber man wird keinen Winzer finden, der damit übereinstimmt.
Eine ganze Forschungsreihe hat gezeigt, das die Durchschnittstemperaturen im 20sten Jahrhundert um fast 1°C gestiegen sind. In den letzten 40 Jahren stieg, laut einer Studie in den Weinanbaugebieten, Spanien, Portugal, Südfrankreich, Kalifornien und Washington die Temperatur um 1,5°C.
Das sind möglicherweise gute Nachrichten für kühlere Klimata, wie England, Skandinavien, Südneuseeland, Kanada oder andere, die sich nun überlegen können, ob sie Sorten pflanzen, die sie früher für unmöglich gehalten haben.
Auwirkungen auf die europäische Weinindustrie
Zusammen mit zunehmender Hitze kommt es zu unnormalen Niederschlägen und ungewöhnlichem Frühlingswetter. Destruktiver Hagel, während der Knospenzeit in der Champagne und Beaujolais, später Frost im Burgund und Dürre am Western Cape, Südafrika, nur um einige zu nennen. Es ist wahrscheinlich das sich solche extremen Klimaereignisse (Hagel, Überschwemmung, usw.) häufen werden.
Auch wird der Erntezeitpunkt immer früher: 1940 war der normale Erntetermin in Chateauneuf du Pape der 26. September, 2010 war es der 5.September. Das Institute für Klimaökonomie berichtet, das das Elsass 1970 am 16.Oktober geerntet hat, 2010 war es der 21.September, ebenso waren andere Regionen einen Monat früher. Auch Südafrika kann einen früheren Erntebeginn im Vergleich von 2015 auf 2016 bestätigen.
Für die etablierten warmen Weinanbaugebiete bedeutet das entweder später reifende Sorten zu verwenden, die Knospenpause zu verzögern, die Methode Weinstöcke zu ziehen zu verändern, das Bewässerungsmuster zu verändern oder einfach an einen kühleren Ort zu ziehen.
Die Auswirkungen des Klimas haben schließlich einen größeren Einfluss auf die Entwicklung der Rebstöcke und der Fruchtzusammensetzung als der Boden und die Rebsorte an sich.
Traditionelle Weinanbaugebiete, wie Bordeaux haben sich schon immer auf das Klima reduziert. Cabernet bevorzugt die wärmeren Böden und Positionen, Merlot dagegen eher die kühleren. „Aber“, sagt Dr.Gregory Jones, „bis 2049 wird Bordeaux die oberste Grenze für die roten Rebsorten erreicht haben. Für Weiße wird es gänzlich unmöglich sein.“
Es scheint so, das sich kühlere Regionen schneller erwärmen als warme Regionen.
Leeuwen und Darriet meinen dazu, das es auf lange Sicht passieren kann, das man untypische, nicht lokale Sorten verwenden muß. Soviel zur Typizität, man stelle sich vor, Viognier im Barolo oder Zinfandel im Burgund!
Es kann sein, das die Typizität der Vergangenheit angehört (vielleicht gilt das sogar jetzt schon für 90% des Weins).
Man wird nach kühleren Regionen suchen, die vielleicht weniger ökonomisch sind aber Aspekte wie Wasserhaushalt, Höhe und Wind bedenken. Benjamin Lewin MW meint, das Chardonnay und Pinot Noir im Burgund, Sauvignon Blanc an der Loire, Riesling an der Mosel und Chiantis Sangiovese jetzt die optimale durchschnittliche Reifungstemperatur haben, in weniger als 10 Jahren wird es zu warm für sie.
Im Bordeaux und im Barolo ist es jetzt schon zu warm. Dr. Jones meint sogar, das die steigenden Temperaturen in Nordkalifornien in den nächsten 30 Jahren dazu führen können, das sich die besten Weinbergen bis zur Hälfte reduzieren werden.
Auswirkungen in Südafrika
Wenn man nun Südafrika anschaut, sollte man vielleicht in Betracht ziehen, die Labels (und die Regionen) jetzt zu ändern. z.B. nennt man Elgin ein kühles Klima (cool Climate) , dort wird der Anbau von Chardonnay, Sauvignon Blanc und Riesling bevorzugt. Die sommerliche Tagestemperatur beträgt rund 19,7°C. Bei einem Blick auf das Diagramm von Dr. Jones könnten sämtliche Alarmglocken läuten, wenn es nicht die zusätzlichen Vorteile von Nähe zur Küste, Höhe oder Niederschlag gäbe. Wenn dies Großbritannien wäre, würde Elgin als warme Region kategorisiert sein. Die 400 Weinberge Englands erwarten im Sommer einen Durchschnitt von 18°C, somit wäre 19,7°C nicht „cool“.
Das Klima in Stellenbosch ist im Allgemeinen typisch für die Weinregion, mit 21°C im Schnitt, mit vielen Tagen über 28°C. Für viele Menschen gilt das als warm. Im Belgien spricht man bei diesen Temperaturen von heiß! In Tulbach liegt der Durchschnitt bei 24,3°C, mit vielen Tagen über 30°C, die in Schottland aus humanitären Gründen einen Feiertag einläuten würden.
Natürlich sind diese Begriffe relativ, Südafrika ist ein Land mit einem warmen Klima, also ist Elgin wirklich ein kühleres Klima, in einem warmen Land und Tulbach ein warmes bis heißes Klima in einem warmen Land. Inbezug auf Nordeuropa sollte Elgin warm, Stellenbosch heiß und Tulbach Höllenküche genannt werden. Nach Angaben des „Wine Economist“ wird es 2025 nur zwei Regionen geben, die Rebsorten haben, die sich im optimalen Wärmebereich bewegen und die befinden sich in Europa. Noch besorgniserregender ist die These von Dr. Jones, nachdem sich Stellenboschs Temperaturdurchschnitt gar nicht mehr auf seiner Übersicht befindet. Südafrikas glorreicher Cabernet Sauvignon und die meisten Weißen werden undenkbar sein. Also können wir dankbar sein für die Berge, den Ozean und den Cape Doktor!
(aus einem Artikel auf wine.co.za)