Mit der Arbeit für die Firma und den Verein kamen wir aus der Region Somerset West, Stellenbosch Kapstadt die letzten 20 Jahre kaum heraus. Umso mehr konnten wir uns daran freuen was sich in dieser Zeit außerhalb unseres Alltags so getan hat.
Insgesamt mussten wir drei Tage zwischen dem Auszug aus unserer Unterkunft und einem wichtigen Termin überbrücken, den wir vor unserem Abflug noch wahrnehmen wollten.
Nach einem leckeren Frühstück in Stellenbosch machten wir uns also auf nach Robertson wo wir noch bei Springfield vorbeischauten ehe wir uns von dort über die R62 auf den Weg nach Calitzdorp machten, wo wir am nächsten Morgen Boets Nel und sein Team bei De Krans besuchen wollten.
Los ging’s also über die malerische Route 62 die mehr oder weniger parallel zur Schnellstraße N2 verläuft, nur eben durch das Hinterland und viel langsamer. Nach einer guten Stunde waren wir in Barrydale, wo wir einen Kaffee Stopp einlegen wollten. Kurz bevor wir ankamen entdeckten wir dann aber ein Schild zu den Barrydale Hand Weavers und zur Joseph Barry Distillery. Neugierig wie wir nun mal sind, folgten wir der Beschilderung und trafen auf ein wunderbares Community Projekt in dem tolle Menschen auf mechanischen Webstühlen die wunderbarsten Stoffe entstehen lassen. Wenigstens einem von uns beiden ging dabei ein Licht auf, wie wenig er doch über vermeintlich einfachste Alltagsprozesse weiß. Bei dem ansteckend positiven Spirit der in dieser Weberei aber herrscht wird noch der letzte Unwissende abgeholt und der gesamte Prozess vom Spinnen der Rohbaumwolle bis zum fertigen Handtuch liebevoll erklärt. In Erinnerung wird bleiben mit welch unglaublicher Geschwindigkeit die Weber/innen das Schiffchen mit Ihren Füßen hin du her schießen und dazu mit den Händen synchron und immer gleich einen sogenannten Anschlag ausführen. Für Büromenschen wie uns echt spannend.
Was nun aber tun wenn jemandem im Team der Besuch einer Weberei Manufaktur zu trocken ist? In Barrydale nichts leichter als das, denn in derselben Halle in der Shop der Weberei untergebracht ist, können Sie auch die erlesenen Brandys der Joseph Barry Distillery verkosten die auf demselben Gelände produziert. Dieser Abstecher also lohnt unbedingt, denn hier kommt niemand zu kurz und wer will kann auch gleich beides machen.
Einmal hier wieder raus hat man sich einen Kaffee und einen Snack in einem der Kaffees entlang der Straße unbedingt verdient und wir nehmen an, dass der eine oder andere von Ihnen vielleicht sogar ein Foto von sich im selben Rahmen hat wie auf unserem Bild oben.
Von Robertson nach Calitzdorp
Sollten Sie Barrydale schon Lust auf ein Bier haben und noch fahren müssen, dann empfehlen wir Ihnen sich hier noch zu zügeln und diesen Wunsch noch knapp 30 km und 20 min. aufzuschieben. Dann nämlich taucht unvermittelt am rechten Straßenrand Ronnie’s Sex Shop auf. Ein unglaublicher inzwischen legendärer Platz den es so wohl nur in Südafrika, Amerika oder Australien geben kann. Ronnie selbst wirkt wie ein in die Jahre gekommener freundlicher Aussteiger und Biker. In den 70ern eröffnete er hier in der kleinen Karoo ursprünglich einen „Farmstall“, der sich dann über die Jahre zu einem Pub der sich bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen großer Beliebtheit erfreut.
Davon legen auch die Wände und die Decken ab, die gepflastert sind mit Memorabilia von Besuchern aus der ganzen Welt.
Während man dabei an der Zahl der Abzeichen an der Wand ablesen kann, dass offenbar viele Deutsche Polizisten und Soldaten hier Stopp gemacht haben, bleibt die Provenienz der gefühlt hunderten BHs die hier die Decke zieren im Dunklen.
Auf einer langen Tagesreise ist Ronnie’s Sex Shop genau der richtige Platz für einen Drink und eigentlich Pflicht für jeden der hier vorbeikommt.
Die ausbleibende Kundschaft der Corona Pandemie hätte Ronnie übrigens sprichwörtlich fast das Kreuz gebrochen. Nur ein Spendenaufruf an seine weltweite Fan Community brachte ihn über diese schwere Zeit. Auch wir hatten hier zu Spenden aufgerufen.
Calitzdorp
Eine gute Stunde später waren wir dann auch schon in Calitzdorp, der Herzkammer der Portweinindustrie in Südafrika. Ob Ableitungen in diese Richtung zulässig sind sei dahingestellt, aber wenn es zur Herstellung von Portwein viel Ruhe braucht, dann kommen von hier die besten Portweine der Welt ?. Morgens im pulsierenden Stellenbosch noch zweifelnd welchen der vielen Frühstücksplätze man anlaufen soll ist Calitzdorp nur Stunden später ein ziemlich krasser Kontrast und die Auswahl an möglichen Restaurants doch recht übersichtlich. Wir selbst hatten einen Tisch im Dorphuis Calitzdorp und hatten leckeres, wenn auch im Vergleich etwas robusteres Essen auf der Terrasse und waren zum Glück schon fertig als wieder mal der Strom ausging. Anders als in der Stadt ist hier dann nämlich wirklich dunkel. Es springen keine Generatoren an und wer keine Kerze oder Lampe hat sitzt sprichwörtlich im dunklen. Dabei wird es dann still und zwar wirklich still. Nach vielen Wochen mit Termin auf Termin und ständig Trubel wirklich auch mal wieder eine schöne Erfahrung. Wenn auch ein bisschen warm für ein Guesthouse das Klimaanlagen nur im Internet hat. Einer von uns kann dann nicht schlafen und ließ sich dann ab 02:30 lieber von seltsamen Fliegen im Auto zerstechen….. Um so größer dann die Freude über kühleres Wetter zum Frühstück bei De Krans am nächsten Morgen. Auf einer Wein Farm Frühstücken hatten wir auch noch nicht, aber lecker und familiär wars und wir hatten Zeit zum „ratschen“ (so heisst das bei uns in Bayern) mit Boets Nel unserem Lieblingserzeuger in Calitzdorp.
Das der nicht nur beste Cape Fortifieds macht wussten wir schon immer, mit seinem aktuellen 22er Sauvignon Blanc aber schlägt er dem Fass den Boden aus. Preis-Leistungsmäßig kennen wir aktuell keinen besseren, deshalb wird der auch unser Sommerwein 2023. Dumm nur, dass der ratz fatz ausverkauft war und erst Mitte April wieder reinkommt. Als Ersatz finden Sie dafür heute den De Krans Free Run Chenin im Angebot.
Nach dem Frühstück und einem Spaziergang im Hanepoot Weinberg zum selber Pflücken machten wir uns wieder auf den Weg, nur um weniger als eine Stunde später festzustellen dass einem ein vermeintlich verschlafenes Nest sehr schnell wie eine veritable Metropole erscheinen kann. So ist eben alles eine Frage der Perspektive…..
Peter Bayly Wines an der No Name Road
Ehe wir uns auf den Weg zurück ans Meer machten, wollten wir unangekündigt noch eben bei Peter Bayly Wines vorbeischauen, einem Weingut von dem wir nur mal ein paar Flaschen weißen Fortified importiert hatten der uns sehr gut geschmeckt hatte. Was auf der Karte so aussah, als ob es nicht weit sei stellte sich dann aber kaum aus Calitzdorp heraus als Herausforderung für unsere Limousine heraus. Die Straße war eine mal mehr mal weniger gut ausgebaute „Dirt Road“ die offenbar nie benannt wurde und die sich entlang des „Nelsrivier“ also des Nel Flußes schlängelt, der seinen Namen vermutlich nicht zufällig trägt, denn die Familie Nel, zu der auch unser Boets gehört haben in Calitzdorp offenbar seit Generationen Ihre Spuren hinterlassen.
Wir beschlossen nicht aufzugeben und erreichten so nach ca. 30 min. Peter Bayly und seine Frau Yvonne.
Der erste Eindruck ist, dass man hier wohl falsch ist. Wer die Weingüter in Stellenbosch gewohnt ist dem erscheint dieses Kleinood eher wie die Unterkunft der Farmarbeiter. Aber weit gefehlt. Fernab jeder Zivilisation und ohne Anschluß and das Wassernetz oder den Kanal empfangen einen hier zwei blitzgescheite Aussteiger aus dem Hamsterrad Kapstadt, wo Peter früher mit dem Ellerman House lange Jahre eine der exklusivsten Herbergen in Kapstadt leitete. Das günstigste Zimmer kostet dort heute 16.000,- Rand. Diese Welt haben die beiden vor 20 Jahren hinter gelassen und leben nun hier und machen Ihre eigenen Weine. Ihre 7 ha Land von denen nur 1,2 ha bepflanzt sind teilen Sie mit großen Pavian Familien vor denen Sie Ihre Trauben schützen müssen. Jeder Rebstock ist hier deshalb einzeln verpackt. (Was ein Aufwand) Die Weine sind schlicht Top und wir fragen uns, weshalb wir nicht früher über sie gestolpert sind. Nun warten wir noch bis der 2023er Chenin auf den Markt kommt und nehmen dann die restlichen drei Weine ins Sortiment auf. Von hier könnten wir viel erzählen, aber die beiden muss man selbst erlebt haben und wir raten jedem der in der Nähe ist hier mal vorbeizuschauen.
Ehe wir uns wieder auf den Weg machten, gaben sie uns noch den Tipp auf dem Rückweg noch bei „Marcia‘s Studio“ zu stoppen. Dem Rat folgten wir und wurden mit einer weiteren unglaublichen Begegnung mit einer Künstlerin belohnt, die aus Stoffen die unglaublichsten Blumen näht. Das Studio chaotisch und die Terrasse die sie abends mit ihrem, Partner und den Pavianen teilt noch viel chaotischer und alles sicher mehr irritierend für ordnungsliebende Menschen, dafür aber überschäumend vor Freundlichkeit, Offenheit und Kreativität. Künstlerische Seelen werden an Liezel Ihre Freude haben. Allerdings hat sie das Studio nur auf Zeit gemietet und die Eigentümerin kommt in absehbarer Zeit zurück. Im Zweifel also einfach mal anhalten und eigene Erfahrungen sammeln.
Vollgetankt mit Eindrücken aus einer anderen Welt fernab unseres Alltags machten wir uns wieder auf den Weg zurück in die Zivilisation…
Knysna
Ohne uns von all den möglichen Stopps in dieser Gegend weiter ablenken zu lassen fuhren wir also weiter nach Knysna. Die nächsten eineinhalb Tage wollten wir uns mal nicht mit Wein beschäftigen. Auf die Garden Route wollten wir und versuchen zu verstehen was die Leute hier alle so toll finden. Unsere letzte eigene Erfahrung ist mehr als 20 Jahre her und war seinerzeit wenig beeindruckend für uns. Seither waren wir mit Firma und Verein immer derart um Stellenbosch herum beschäftigt, dass wir schlicht nicht dazu kamen uns woanders umzusehen. Und auch dieses Mal waren es grade Mal eineinhalb Tage, aber die waren wunderbar. Beginnend mit einem Guesthouse mit tollem Blick hoch über dem Strand über ein wunderbares Abendessen am Hafen und allenthalben wahnsinnig freundlichen Menschen begannen wir zu verstehen, so vielen Menschen entlang der Garden Route so gut gefällt…..auch wenn wir nach nur 18 Stunden schon wieder los mussten um das letzte Ziel unseres Kurztrips noch bei Tageslicht zu erreichen. Auf also nach Struisbaai…..
Struisbaai oder Robertson by the Sea
Damit die Fahrt nach Kapstadt wo, wir am nächsten Tag einen Termin hatten, nicht so lang wird wollten wir uns geographisch schon mal annähern und buchten noch eine Nacht in einem Guesthouse in Struisbaai wo wir am frühen Abend ankamen, grade rechtzeitig um vor dem Abendessen bei einem Strandspaziergang die für uns persönlich größte Attraktion des Fischerdorfes zu bestaunen, die drei Manta Rochen die hier fest im Hafen leben und offenbar keine Scheu vor Menschen haben.
Unglaublich groß fanden wir die eleganten Tiere wie Sie da unmittelbar vor unserer Nase am Steg vorbeiglitten. Nur eine Handbreit von uns entfernt und doch in einer ganz anderen Welt lebend….unglaublich, besonders für jemanden der wie wir schon beim Blick aufs Meer seekrank wird. So zutraulich sind die Tiere übrigens weil Sie über Jahre in einem Aquarium lebten aus dem sie dann später wieder ausgewildert wurden. Bei der Gelegenheit
Unter demselben Steg an dem wir die Rochen sahen lebt offenbar auch ein possierliches Otterpärchen, dass sich an diesem Tag aber leider nicht zeigte.
Vielleicht ein guter Grund hier wieder vorbeizukommen, wie wochenends offenbar halb Robertson. Von dort sind es grade mal 90 min. mit dem Auto, weshalb hier viele Farmer aus Robertson hier Ihre Ferienwohnungen am Meer haben. Deshalb scherzhaft eben auch Robertson by the Sea wie uns jemand beim wirklich köstlichen Abendessen Gavin’s Trattoria in Cape Agulhas verriet.
Damit war unser kleiner Ausflug dann auch schon wieder beendet. Doch obwohl grade Mal drei Tage hatten wir eine Vielzahl schöner Blicke, wir gewannen neue Eindrücke und hatten etliche wertvolle Begegnungen. Wie eigentlich immer am Kap fühlten wir uns bereichert und können kaum erwarten wieder loszufahren…..
Was übrigens die Angebote (gültig von 8.3.-15.3.2023) dieser Woche betrifft, so orientieren die sich entlang unserer Route und der dabei besuchten Betriebe.