Langsam, aber sicher werden die Sonnenstunden hier am Kap weniger und bei uns wächst der Abschiedsschmerz.
Das Laub fällt genau so schnell wie das Thermometer. Nachts ca. 11° und tagsüber alles zwischen 15° und 25°, je nachdem ob sich die Sonne zeigt oder eben nicht. Tendenz fallend.
In Deutschland stehen wichtige Familiengeburtstage bei uns an und damit wie immer Zeit für uns die Koffer zu packen.
Ehe wir uns aber auf den Weg machen versuchen wir immer noch eine kleine Runde zu drehen, Freunde zu besuchen und wenigstens einen Ort zu besuchen den wir noch nicht kannten. Diesmal stand Wilderness auf dem Plan.
Und damit zurück zu unserem kleinen Trip.
Robertson - Das Van Loveren Land
Wie immer kommend aus Somerset West ging’s zunächst nach Robertson, wo wir uns nach einem herausragenden Müsli bei Four Cousins mit unserem Freund Bussel Retief trafen. Er ist der Kellermeister unter den hier so berühmten vier Cousins die Van Loveren gemeinsam leiten. Der hatte uns eingeladen seinen erst kürzlich erworbenen und in vielerlei Hinsicht wertvollsten Weinberg zu zeigen. Darauf freuten wir uns. Was aber eigentlich ein Stopp von einer Stunde werden sollte wuchs sich dann aus zu einem guten halben Tag mit einem abschließenden Kaffee auf seiner Terrasse. Vorher waren wir eine Strecke von mehr als 50 km abgefahren und erlebten zum ersten Mal hautnah wie viel Land Van Loveren tatsächlich bewirtschaftet. Auch dass nicht alles Wein ist bei Van Loveren, sondern vieles auch Herz und selbst dass Robertson eine eigene kleine Schweiz hat lernten wir an diesem Tag. Viel zu viel leider, um es an dieser Stelle mit Ihnen zu teilen. Darauf verwenden wir bei nächster Gelegenheit eine eigene Newsletter Ausgabe.
Calitzdorp - Das Land der Fortified Wines
Mit sehr freundschaftlichen Gefühlen und vielen tollen neuen Eindrücken in Kopf und Herz fuhren wir weiter und erreichten Calitzdorp erst nach Einbruch der Dunkelheit. Wie schon bei unserem letzten Besuch war die Unterkunft gut und das gastronomische Angebot hier draußen mager. Hier ein kurzer Auszug aus dem Gespräch mit der Bedienung: „Is the fish frozen? Yes, the frish is frozen.“ Darauf wir: „but the lamb is fresh?” und wieder die Bedienung: „no no no, it is all frozen”. So viel dazu, und das mitten in der kleinen Karoo, dem Land der Schafe. Aber so ist das eben in Gebieten die von der Landwirtschaft geprägt sind und nicht vom Tourismus. Unser Frühstück bei De Krans zusammen mit Freund und Eigentümer Boets Nel machte den Vorabend schnell vergessen. Lecker Frühstück, mitten im Weinberg in bester Gesellschaft, was will man mehr? Auch Boets erzählte viel und zeigte uns Dinge die wir bisher nicht kannten. Auch das werden wir an anderer Stelle wieder aufgreifen.
Road with no name in der Kleinen Karoo
Und für alle die das wollen, beginnt das Abenteuer bereits mehrere hundert Meter nach dem Ortsausgang auf der Road with no name die anfänglich noch „Calitz Str.“ heisst. Die führt in einem großen Bogen von der R62 nach rund 30 km wieder auf die R62. Diese 30 km aber haben es in sich. Hatten wir letztes Mal noch bei Peter Bayly umgedreht, weil uns das nicht ganz geheuer war entschieden wir uns diesmal die Straße bis zum Ende durchzufahren. Rund 30 km Piste über Stock und Stein, bergauf und bergab, entlang wilder ungezähmter Natur und manchen einfachen Häusern entlang des Weges, in denen ausschließlich Individualisten leben können, die keine hohen Ansprüche haben und nicht viele um sich herum brauchen. Paviane gibt es dagegen reichlich und im zweiten Teil der Strecke dann auch Schafe, Ziegen und Rinder, die auch gerne mal ins Auto sehen. Wer wie wir keinen SUV fährt, dem empfehlen wir die Strecke nur an trockenen Tagen. Die garantieren dann auch allerfeinsten roten Staub bis in die letzte Ritze Ihres Fahrzeugs, dass dann einer professionellen Reinigung bedarf. Und doch kommen wir sicher wieder, so schön und unberührt erscheint die Landschaft.
Nicht lange bevor die Straße wieder in die R62 mündet erregte rechter Hand eines der wenigen Häuser unsere Aufmerksamkeit. An der Mauer stand „Roger Young, Handcrafted Furniture, Woodcarving, Photography“
Einmal in der Gegend sollten Sie hier unbedingt reinschauen und wenn es nur für eine Tasse Kaffee ist. Drei Künstler haben sich hier im nirgendwo zusammengetan und eine Gallerie im Outback eröffnet. Was es uns besonders angetan hat waren die Photographien auf denen der Künstler die Menschen dieser Gegend festhält. Uns haben diese Bilder, einfach präsentiert wie sie sind, in Ihren Bann gezogen. Vermitteln sie doch einen nachhaltigen Eindruck von der Kargheit des Lebens in dieser Gegend und wie sie ihre Menschen prägt. Prädikat „Besonders Wertvoll“
Wilderness - Unberührte Natur
Nun aber weiter nach Wilderness, wo wir wieder erst im dunkeln ankamen und gleich unsere erste Wilderness Lektion lernten. Für Sie nur soviel, beim nächsten Mal werden wir eine Unterkunft auf „The Dunes“ Seite der N2 buchen. Die mag zwar teurer sein, aber der Blick auf den wunderbaren Strand ist allemal besser als der auf die N2, der so auf booking.com freilich nicht zu sehen war. Ein Glück war Wochenende und von daher wenig los auf der Straße.
Kulinarisch schien Wilderness laut Google eher mau, überraschte uns dann aber doch mit ausgezeichnetem Seafood. Einmal bei „The Girls on the Square“ mitten im Ort und einmal bei “Salinas“ mit Blick auf den Strand.
Im Sommer brennt hier vermutlich die Luft, jetzt während der Nachsaison war alles eher beschaulich und wir bekamen Abends einen Platz auch ohne Reservierung, die bei Salinas ohnehin nicht angenommen werden.
Den Samstag hatten wir uns freigehalten für eine schöne Wanderung. Die bekamen wir am ersten Abend von unserer Bedienung empfohlen, die selbst ständig draußen ist wie Sie uns sagte. Der „Kingfisher Trail“ im Wilderness National Park war Ihr favorit und dementsprechend dann auch ein echter Hauptgewinn. In zwei Varianten, einmal mit Berg und einmal ohne, verläuft der entlang des Flusses „Touwsrivier“ bis zu einem Wasserfall, an dem man auch baden kann. Unterwegs zieht man sich einmal selbst mit einem Floß über den Fluss. Wirklich schön dort. Aber Vorsicht wer die schwere Route über den Berg geht. Wenn Sie unten wieder ankommen, nicht weiter Fluss aufwärts gehen. Dieser Weg endet im nirgendwo. (Wir haben es leider ausprobiert) Das Floß finden Sie stattdessen einige hundert Meter zurück Flußabwärts ?.
Ehe es am Sonntagmittag dann auch schon wieder zurück in den Alltag ging (die Strecke zieht sich immerhin 4 -6 Stunden) gingen wir auf Empfehlung derselben Bedienung dann noch in Sedgefield an den Strand zu „Gericke’s Point“. Und auch dieser Tipp war Gold wert. Selten haben wir einen derart schönen Strandspaziergang gemacht. Kilometerlang, gut zu laufen, atemberaubende Blicke und obwohl Sonntag, kaum eine Menschenseele.
Wie eigentlich immer waren die insgesamt nur gut drei Tage wieder eine wunderbare Abwechslung und eine Erinnerung daran wieviel mehr das Western Cape zu bieten hat als unser unmittelbares Arbeitsumfeld, aus dem wir uns nur selten befreien können.
Mal 14 Tage Urlaub wären schön….
Wahlen 2024 in Südafrika
Zum Schluss noch der Hinweis auf die Wahlen am Kap. Die finden am 29. Mai statt und werden mit großer Spannung erwartet. Deuten doch die Umfrage erstmals darauf hin, dass der ANC seine absolute Mehrheit verlieren könnte. Würde dieses Rennen am Westkap entschieden, wäre der ANC ohnehin längst entmachtet. Dazu passt ein Bettler, den wir auf dem Heimweg an einer Ampel auf der N2 trafen. Der nämlich bittet um eine Spende von 20 Rand und verspricht im Gegenzug nicht den ANC zu wählen.
In anderen Landesteilen wäre das wohl gefährlich, im Western Cape kann man darüber lachen.