Wir erzählenIhnen von „BYO“, einer charmanten südafrikanischen Eigenheit, die sich erstaunlich wenige Besucher zu Nutzen machen.
„BYO“ steht für „Bring Your Own“ und beschriebt die aus der Tradition geborene Tatsache, dass man in fast alle Restaurants am Kap seinen eigenen Wein mitbringen kann, da früher nicht jedes Restaurant eine Alkohollizenz hatte. Zwar sind Weine in Restaurants insgesamt sehr moderat kalkuliert und für mitgebrachte Weine werden häufig ein paar wenige Euro „corkage“ sprich Korkgeld berechnet, aber insgesamt lässt sich die Getränkerechnung in besseren Häusern so doch gut kontrollieren. In der weniger aufwendigen Gastronomie, sprich wenn man einfach mal einen Snack, einen Burger oder eine Pizza essen geht werden die Weinkarten, speziell abseits Kapstadts und der Weinregion, auch schnell deutlich einfacher. Aber nur weil man ganz einfach essen will, muss man ja noch lange nicht auf besten Wein verzichten. Uns selbst jedenfalls werden Sie nur sehr selten ohne eine Flasche Wein unter dem Arm Essen gehen sehen.
Beim ersten Mal fühlt sich die selbst mitgebrachte Flasche vielleicht noch ein wenig komisch an, das aber legt sich schnell, wenn man erlebt, wie selbstverständlich das hier ist. Das spüren Sie spätestens bei der routinierten Frage Ihrer freundlichen Bedienung, ob Sie etwa einen Eiskühler brauchen. Die Südafrikaner selbst machen regelmäßig Gebrauch von diesem Angebot.
Nachvollziehbare Ausnahmen was BYO betrifft sind übrigens die absolute Spitzengastronomie auf der einen Seite und Restaurants auf Weinfarmen auf der anderen.
Und damit sind wir dann auch schon bei einigen der Restaurants in die wir zum Teil seit vielen Jahren gehen und die wir heute gerne mit Ihnen teilen möchten.
Den Anfang macht dabei oben mit „96 Winery Road“ ein Traditionslokal in dem wir seit mehr als 20 Jahren wenigstens einmal im Jahr das legendäre und flambierte „Hollandse Pepper Fillet mit Poche Chips“ essen.
Rinderfilet in Pfefferrahmsauce und dazu Pommes mit Trüffelöl und Parmesan klingt wahnsinnig altmodisch und französisch und vielleicht ist es das auch. Abgesehen davon ist es aber einfach unglaublich lecker und auch nach einem viertel Jahrhundert noch immer das mit Abstand meistservierte Gericht in diesem wunderbaren Lokal.
Das ist übrigens im Besitz von Weinmacher Legende Ken Forrester und seinem Bruder Alan, der es auch betreibt. Es liegt gleich schräg gegenüber von Ken Forresters Winery in Raithby zwischen Somerset West und Stellenbosch.
Das wir keine Foodstylisten sind und entsprechend schliche Fotos machen sehen Sie uns an dieser Stelle bitte nach, auch wenn wir das gleich beim zweiten Gericht, dem „Pork Belly“ sprich Schweinebauch, einem weiteren Dauerbrenner bei 96, noch einmal unter Beweis stellen.
96 Winery Road ist übrigens „BYO Friendly” hat aber auch eine umfangreiche und ausgesucht gute Weinkarte.
Ein paar kurze Erläuterungen zu fünf weiteren Restaurants haben wir weiter unten in dieser Mail für Sie zusammengestellt. Vielleicht kommen Sie irgendwann in nächster Zeit in die Gegend und eines davon liegt an Ihrem Weg.
Damit verbleiben wir für heute, wünschen Ihnen noch eine schöne, hoffentlich nicht zu kalte Restwoche und verbleiben mit herzlichen Grüßen.
Awara
Das Restaurant Awara in der Church Street in Kapstadt ist einerseits ganz neu, andererseits aber auch fast eine alte Kapstädter Institution.
Bis vor kurzem hieß das Lokal Bukhara und servierte Indische Küche der Spitzenklasse. Auch hier aßen wir schon vor mehr als 20 Jahren und fühlten uns kulinarisch in Bombays siebtem Himmel.
Das einzige Problem war hier immer, das wahnsinnig viel los war und die Akkustik schlecht, so dass der Lärm nur schwer zu ertragen war.
Das hat sich über die Corona Pandemie wohl grundlegend geändert und der Laden geriet in Schwierigkeiten.
Als wir nun im November wieder da waren hieß er statt Bukhara auf einmal Awara, und alles was wir an Veränderung bemerkten eine leichte Erweiterung der Speisekarte um andere asiatische Gerichte und ein paar weniger Menschen.
An der himmlischen indischen Küche hat sich nichts geändert, das authentische Ambiente ist unverändert und selbst der Wirt ist der selbe.
Aus unserer Sicht ist das Awara immer ein Garant für einen kulinarischen Volltreffer und „BYO friendly“ ist es auch.
Clara’s Barn auf Vergenoegd
Bei Clara's Barn ist der erst kürzlich eröffnete Gourmettempel beim komplett renovierten und neu gestalteten Traditionsweingut Vergenoegd vor den Toren von Somerset West.
Mit viel Geld und Liebe wurde das historische Weingut aus dem 17. Jahrhundert vom deutschen Unternehmer Prof. Dr. Peter Löw saniert und neugestaltet.
Den historischen Charakter als eine der ältesten bewirtschafteten Güter am Kap wurden die vielen historischen Gebäude saniert und um einige moderne 5 Sterne Unterkünfte ergänzt.
So entwickelte sich so zuletzt eines der wertigsten Weingüter am Kap. Die passende kulinarische Versorgung der Gäste übernahm mit Bertus Basson zuletzt einer der bekanntesten Köche des Landes.
Im September 2021 eröffnete bereits das entspannte Restaurant „Geuwels“ das Frühstück, Mittagessen und Picknick serviert.
Clara’s Barn dagegen ist das Fine Dining Restaurant und verwöhnt den Gast mit gehobener Küche vom Feinsten.
Was uns hier besonders gefiel war, dass hier gehobene und nicht abgehobene Küche serviert wird. Edel aber nicht übertrieben angerichtet mit einem Fokus auf Qualität statt Show.
Aus unserer Sicht ist Clara’s Barn unbedingt einen Besuch wert.
Für uns eine gelungene und preiswerte Variante eines Fine Dining Restaurants. Nicht sterneverdächtig aber eben auch zu einem Preis der einen gerne wieder hingehen lässt.
BYO friendly ist Clara’s Barn übrigens nicht. Immerhin sind wir hier auf einer Weinfarm.
Longtable auf Haskell
Nochmal deutlich entspannter und mitten in den Weinbergen an den Hängen des Helderbergs liegt das Weingut Haskell mit seinem „Longtable Restaurant“
Allen die schon mal bei „Rust en Vrede“ gegessen haben empfehlen wir beim nächsten Mal an der Einfahrt zum Weingut rechts abzubiegen und noch einmal 700 m den Berg bis Haskell hinaufzufahren.
Der Blick aus dem Schatten der Bäume auf der Terrasse, köstliche Weine und wirklich leckeres Essen sind die wenigen Extrameter locker wert.
Auch die Karte ist deutlich abwechslungsreicher als die beim berühmten Nachbarn.
Das da wirklich für jeden etwas dabei ist erlebten wir grade im November bei der eigenen kleinen Jahresendfeier mit unserem Team am Kap.
Weil auch die Angehörigen dabei waren, bestand die Gruppe aus fröhlichen Menschen zwischen sechs und zweiundneunzig und alle waren anschließend ganz beseelt.
Das ist allemal eine Empfehlung wert.
Idiom
Am selben Berg, nur aufder anderen Seite und noch ein wenig höher gelegen, mit Blick über die gesamte False Bay, liegt das Restaurant des Weingut Idioms.
Wer nach der etwas komplizierten Anfahrt über „Sir Lowry’s Pass“ einmal den Weg den Berg hinaufgefunden hat wird dort nicht nur mit einem spektakulären Blick, sondern zudem auch mit ausgesucht gutem Essen verwöhnt.
Was die italienischstämmige Familie Bodega hier geschaffen hat ist tatsächlich auch mehr als einen Besuch wert. Uns jedenfalls ?
Was die Weine dazu betrifft gibt es hier ebenfalls nur beste Qualitäten und wahrscheinlich überhaupt die besten was italienische Rebsorten am Kap betrifft.
Und weil wir nur feiern wo es lecker ist, hatten wir hier unsere Weihnachtsfeier im letzten Jahr.
Pajamas and Jam
Der ausgefallenste, stilsicherste, kolonialste und künstlerischste Frühstücks- und Lunchplatz in ganz Südafrika, und außerdem Steffis absoluter Favorit.
Gelegen neben Fabriken und Kfz-Werkstätten im schmucklosen Industriegebiet von Somerset West und mit einem ausgeschlachteten Transporthubschrauber auf dem Dach passt dieses Kleinod hier ungefähr so gut hin wie Weintrauben an eine Bananenstaude.
Um diesen herausragenden Laden zu beschreiben, fehlen uns ein wenig die Worte, deshalb hier nun nur eine lose Aneinanderreihung von Gedanken die uns einfallen wenn wir wenn wir an ihn denken.
Koloniales Ambiente in einer Fabrikhalle voll mit Antiquitäten, bis ins Detail durchgezogene Designidee, die mit Abstand schönsten und kreativsten Kuchen die wir kennen, der beste Karottenkuchen ever, großartiger Kaffee, kreative Küche mit passender Präsentation, alles fest in Frauenhand, superschöne kolonial anmutende Uniformen, ausgesucht freundlicher Service, nicht billig aber jeden Euro Wert, keine Reservierung möglich, immer viel los, immer ein winner wenn ich meine Frau glücklich machen will ? und sicher eine hervorragende Idee für alle die sich von Kapstadt aus aufmachen die „Gardenroute“ zu erkunden.
Wir könnten hier noch unendlich weiter machen, jeder, der schon mal am Kap war weiß das. Das waren jetzt mal unsere ersten Empfehlungen, zweite, dritte, vierte ....werden folgen!!!