Talha-Wein ist untrennbar mit der Geschichte, Kultur und dem gesellschaftlichen Leben im Alentejo verbunden. Die einst von den Römer entwickelte besondere Technik der Weinbereitung in Tonamphoren, die Talhas genannt werden, ist bis heute erhalten geblieben. Der Produktionsprozess ist nahezu unverändert und das Geheimnis dahinter wird von den Winzern im Alentejo von Generation zu Generation weitervererbt. Jedes Jahr am Tag des Heiligen Martin wird die „Talha-Saison“ mit Feiern eröffnet und die tausendjährige Beziehung zwischen dem Alentejo und seinem Talha-Wein wieder erneuert. Bis in der März hinein wird der besondere Tropfen in Portugal ausgeschenkt.
Tahla-Wein wird in uralten Tonamphoren produziert
Die Tahlas, in der die portugiesischen Winzer heute ihren Wein gären lassen, sind in Größe und Form nahezu identisch mit denen der alten Römer. Der bis zu zwei Meter hohe Tontopf kann bis zu einer Tonne wiegen und hat Platz für bis zu 2000 Liter Most. In Alentejos Tavernen und Weingütern sind auch heute noch die Talhas aus dem 17. bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Gebrauch und zwar aus dem einfachen Grund: Original Thala- Amphoren werden seit mehr als 100 Jahren nicht mehr hergestellt werden, weil die Technik verloren gegangen ist. Keiner weiß heute mehr genau wie Talhas gebrannt werden. So ist man bei der Produktion von Tahla-Wein auf die uralten Gefäße angewiesen. Das führt dazu, dass jedes Jahr nur eine begrenzte Menge dieser besonderen Weine hergestellt werden kann.
Die Renaissance der Talha-Weine
Die Weingüter im Alentejo, die noch alte Talhas besitzen, sorgen heute für die Renaissance der Talha-Weine. Das wachsende Interesse an den besonderen Weinen aus dem Alentejo hat auch dazu geführt, dass auch moderne Weingüter wieder mit den alten Tongefäßen experimentieren. Dabei wurden neue Techniken und Geräte eingeführt, um den Produktionsprozess zu erleichtern. Nach der modernen Methode dient der Talha nur noch als Behälter für die Weingärung, danach wird der Wein mechanisch in einen Edelstahlbottich oder ein Holzfass gepumpt.
Die traditionelle Methode Talhas-Wein herzustellen
Nach der traditionellen Methode gibt mehr als eine Möglichkeit, Talhas-Wein herzustellen. Die klassische Technik verzichtet auf das Pressen und die Verarbeitung der Trauben in sogenannten Lagares, den traditionellen Trettanks. Meistens werden die Trauben zum Treten und Zerkleinern einfach direkt auf den Boden gekippt, der zur Mitte hin geneigt ist, damit der Most direkt in eine Zisterne oder ein vergrabenes Talha fließen kann. Vergraben werden die Töpfe damit sie durch den gärenden Mosts nicht explodieren, was durchaus öfter vorkommt.
Einzigartiges Rezept für die Beschichtung der Amphoren
Bevor der Traubensaft in die Talhas fließen kann, werden die Amphoren in ihrem Inneren versiegelt, um sie weniger durchlässig zu machen. Das geschieht nur etwa alle zehn Jahre. Traditionell werden die Töpfe im Inneren erhitzt und mit einer Art Kiefernharz mit Namen „Pez Louro“ beschichtet. Viele Weingüter haben für diese Beschichtung ihr einzigartiges Rezept, wobei auch Bienenwachs oder Olivenöl zur Abdichtung des Tons zum Einsatz kommen kann. Dabei ist die Konsistenz des „Pez Louro“ sehr wichtig. Ist die Schicht zu hart, kann sie eine Art Glasur bilden und nach einigen Jahren abfallen. Ist sie zu weich ist, gibt sie zu viele Geschmacks- und Aromastoffe an den Most ab. Wobei es durchaus erwünscht ist, dass der „Pez Louro“ Aromen an den Wein abgibt, aber eben nur in Maßen.
Jeder Winzer hat seine eigene Tradition für die Produktion von Tahla-Wein
Nicht nur der „Pez Louro“ sorgt für ein besonderes Aroma des Tahla-Weins. Jeder Winzer hat auch seine eigene Tradition in Bezug auf die Verwendung der Traubenstiele. Die einen lassen sie bei der Gärung bei der Traubenmasse, um sie zu belüften und die Filterung zu unterstützen, die anderen ziehen es vor, den Wein ohne Stiele zu vergären. Traditionell enthält jeder Most auch noch einige intakte Beeren und in jedem Fall wird der Most während der Gärung auch mindestens zweimal am Tag mit Holzpaddeln umgerührt, um zu verhindern, dass aufsteigende Traubenfeststoffe die Mündung des Topfes blockiert und das Gefäß explodiert.
In Alentejos Tavernen wird der Wein direkt aus der Talha ausgeschenkt
Acht bis 15 Tage dauert es, bis die Gärung von Tahla-Wein abgeschlossen ist und Wochen braucht es, bis sich die Kappe - die oben schwimmenden Feststoffe - auf dem Boden abgesetzt haben. Erst dann kann der Wein gefiltert werden, ist er zum Genießen bereit. In den Tavernen im Alentejo wird der Wein oft direkt aus der Talha ausgeschenkt. Manche Winzer füllen ihn auch in einen anderen Tontopf ab, dann wird er bis spätestens März entweder ausgeschenkt oder in Flaschen abgefüllt.
Tahla-Wein zu saisonalen Gerichten
Thala gibt es als Rot- und Weißwein oder als „Petroleiro“, einer rosafarbenen Mischung aus beiden Traubensorten. Er wird im Alentejo zu saisonalen Gerichten mit Quitten, Walnüssen und Kastanien gereicht sowie zu einer großen Auswahl an köstlichen regionalen Fleischgerichten, für das der Alentejo berühmt ist.
Tahla-Weine werden über die Theke der Tavernen verkauft
Neben den Weingütern stellen fast alle Tavernen im Alentejo ihren eigenen Talha-Wein her. Die Weine werden dabei direkt vor Ort produziert und in Flaschen oder Krügen über die Theke verkauft. Das ist die Zeit, in der viele ehemalige Bewohner des Alentejo, die oft in Vororte von Lissabon gezogen sind, wieder nach Hause zurück kommen. Sie wollen den Wein zu kaufen, mit dem schon ihre Eltern und Großeltern aufgewachsen sind.
Uralte Tradition des „Rabisco das uvas“
Auch in unzähligen Privathäusern des Alentejo stehen noch Talhas, in denen die Bewohner Wein für den Eigenbedarf herstellen. Oft verwenden sie dafür die Trauben, die nach der Ernte der Weingüter am Rebstock verblieben sind. Diese uralte Tradition wird „Rabisco das uvas“ genannt und ermöglicht es Menschen ohne eigene Weinberge, ihren eigenen Wein herzustellen.