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Die Kalahari im Herbst


Wir möchten  die Gelegenheit nutzen, Gedanken und Bilder zu unserem Ausflug in die Kalahari (Kgalagadi) mit Ihnen zu teilen, die wir am warmen Wochenende endlich Zeit hatten zu sortieren. Viel Spass beim Lesen!

Wir nutzten die Einladung eines Partnerbetriebs in diese abgelegene Gegend, um ein paar Tage anzuhängen und auf die Piste zu gehen. Ebenso um einen Teil Südafrikas zu erleben, der uns bisher vorenthalten blieb, schlicht, weil wir in den letzten 20 Jahren vor lauter Aufgaben für Firma und Verein aus der Umgebung von Kapstadt nicht rauskommen. Schade eigentlich, denn wie immer bewahrheitete sich dabei; Reisen und neugierig sein, bereichert das Leben ungemein und bildet obendrein.

Um mit einer recht eintönigen Überlandfahrt nicht zwei ganze Tage zu verlieren, entschlossen wir uns früh morgens um 6:45 Uhr nach Upington zu fliegen und uns dort ein Auto zu mieten. Der Flieger mit rund 40 Plätzen war fast putzig und zeigt, dass die Gegend eher abseits der üblichen touristischen Routen liegt. Hinsichtlich der Ruhe, die wir suchten, war das schon ziemlich vielversprechend …

Das Erste, das einem dann an einem Fensterplatz beim Anflug auf Upington ins Auge springt, ist ein Solarkraftwerk, das wir so noch nicht gesehen hatten. Insgesamt 4.200 auf 140 Hektar kreisförmig angeordnete Spiegel sind sämtlich auf die Spitze eines 205 Meter hohen Turms gerichtet, in dem all die ankommende Sonnenenergie mittels Dampfturbinen in Strom umgewandelt wird. Wenn man der Webseite von „Khi Solar“ Glauben schenken darf, ist das das einzige Solarkraftwerk weltweit, das 24 Stunden am Tag Energie abgeben kann, wie immer das auch geht.
Einmal gelandet, holten wir unser Auto und machten uns auf den Weg. Was den Wagen betrifft, ist übrigens interessant, dass bei den national aufgestellten Vermietern hier am Flughafen keine Allradfahrzeuge angeboten werden, obwohl die in der Kalahari durchaus sinnvoll sein können. Warum das so ist, erschloss sich uns nicht. Vermutlich freut das aber die Spezialanbieter, die es in Upington sicher auch gibt.

Nun hatten wir erst mal richtig Hunger, fuhren nach Downtown Upington :-) und genossen ein wirklich schönes Frühstück auf der Terrasse des „Red Ox Steakhouse“ direkt am Oranje River. Den Platz können wir guten Gewissens empfehlen.
Frisch gestärkt machten wir uns schließlich auf zum „Kgalagadi Transfontier Park“, wo wir uns um 14:30 Uhr mit unserem Guide treffen sollten, der uns dann mit seinem Allrad Safari Jeep noch mal eine Stunde tiefer in den Park an unser Ziel, die „Xaus Lodge“ bringen sollte. Die nämlich ist nur mit Allradfahrzeugen zu erreichen, die es ja vorher nicht zu mieten gab ….

Auf monotoner, schnurgerader Straße ging es knapp drei Stunden lang durch die typische, aber oberflächlich recht eintönige Landschaft dieser „Dornstrauchsavanne“. Als wir schließlich am Gate des Parks ankamen, wurde klar, dass wir vorher viel zu lange gebummelt hatten. Es war kurz nach zwei, es waren wenigstens noch 45 min. Fahrt im Park und eingecheckt hatten wir auch noch nicht. Dabei ist einchecken hier eigentlich eher auschecken und das kann, je nach Andrang, auch ein bisschen dauern.
Weil sich der Park, riesig wie er ist, über drei Länder, nämlich Südafrika, Namibia und Botswana erstreckt, verlässt man hier faktisch die Republik Südafrika, was natürlich auch mit einer Abmeldung beim Grenzschutz einher geht. Kurz gesagt, es kann dauern und die verplanten Weinhändler waren mal wieder saftig zu spät.
Endlich drin im Park und voller Panik den Groll weiterer Mitreisender auf uns zu ziehen, die ebenfalls auf ihren Transport ins Camp warteten, konnten wir uns nur phasenweise an die strenge Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Sandpiste halten. Diverse Antilopen standen völlig unaufgeregt am Straßenrand und wir hätten besser mal genauer hingesehen, denn in so großer Zahl sahen wir sie später nicht mehr.

Endlich mit 40 min. Verspätung am Treffpunkt angekommen, stellten wir erleichtert fest, dass wir an diesem Tag die einzigen Ankömmlinge waren und unser tiefenentspannter Guide Castro ähnlich unaufgeregt war wie zuvor die Antilopen am Straßenrand. Auf der einstündigen Fahrt über insgesamt 22 Dünen beruhigten sich unsere Nerven und Urlaubsgefühl setzte ein.

Am beeindruckendsten an der Kgalagadi war, dass sie zu den am wenigsten verschmutzten Regionen der Welt gehört, insbesondere auch was den Lichtsmog betrifft. Der Sternenhimmel, den es deshalb hier zu bewundern gibt, ist ohne Worte. In dieser Klarheit kannten wir das so nicht. Fernab jeder Zivilisation sieht man Sterne und Planeten in ungekannter Deutlichkeit und zwar bis unmittelbar über dem Horizont. Man hat hier wirklich das Gefühl, unter einem Himmelsgewölbe zu sitzen.
Nachts ist es übrigens um diese Jahreszeit schon frisch und tagsüber nicht mehr zu heiß. Perfekte Bedingungen also für einen erholsamen Aufenthalt mit tollen Erfahrungen, unheimlich gastfreundlichen Menschen und leckerer Küche.
Und dafür, dass hier selbst der letzte Internetjunkie zur Ruhe kommt, sorgt die völlige Absenz jeder noch so langsamen Funkverbindung. Ruhe und Natur sind hier Trumpf.

Unterwegs erinnerten wir uns kurz an unseren Beruf und stoppten an einer der riesigen Kellereien, die es hier auch gibt. Die produzieren in erster Linie „Bulk Wine“, also große Mengen günstiger Weine, die dann containerweise in die Welt gehen, überwiegend für einfache Bag-in-Box Weine. Wir probierten zwei oder drei ihrer wertig verpackten Flaschenweine, die wir allerdings weder trinken noch importieren wollten.

Auf der Suche nach den kleinen Helden der Kalahari
 
 
Fährtenlesen am frühen Morgen


Und damit zum Camp, das wir Ihnen beim Besuch der Region nur wärmstens empfehlen können. Insgesamt vielleicht 12 großzügige ebenerdige saubere Zimmer mit kleinem Balkon und Blick auf eine der für die Region typischen Pfannen in der Landschaft. Knapp drei Kilometer im Umfang und weil stark salzhaltig komplett unbewachsen, sind sie wichtiger Lebensraum für verschiedene Tierarten, die an die trockenen Bedingungen angepasst sind. Während der Dauer Ihres Aufenthalts ist ein Guide für Sie verantwortlich. Er erklärt Ihnen die Spielregeln, geht mit Ihnen auf „Gamedrives“, einmal auch bei Dunkelheit sowie auf einen „early morning walk“, bei denen er Sie fachkundig in die Geheimnisse dieser herrlichen Natur einweiht.

Was unsere eigenen Sichtungen betrifft, so waren die weitestgehend überschaubar und die meisten davon passen in eine einzige Hand, auch wenn man viele davon dort lieber nicht haben will :-).
Sämtliche Großtiere inkl. schwarzmähniger Löwen erlebten wir hier nur anhand ihrer Spuren im Sand. Notgedrungen fokussierten wir also auf einige der „Small Five“, bei denen man anders als bei den „Big Five“ schon mal genau hinsehen muss.

Am nachhaltigsten im Gedächtnis geblieben sind uns eine kleine Spinne, die Skorpione und die Webervögel.
Die Spinne baut sich stabile Höhlen in den eigentlich ständig nachrieselnden Sand und versieht den Ausgang mit einem Deckel, den sie, wenn sie auf Jagd geht mit einem Faden an einem Stöckchen befestigt, damit er offen bleibt. Einmal im Bau wird der Deckel wieder verschlossen und ist komplett unsichtbar. Vermutlich nur ein San erkennt ihn trotzdem und sucht immer dort, wo ein Stöckchen ist.
Ähnlich klein sind auch die Eingänge zu den Bauten der Skorpione, von denen es hier offenbar ebenfalls nur so wimmelt, auch wenn man sie nie zu Gesicht bekommt. Wenn man sich mal darauf einlässt, dann sind viele dieser kleinen Kreaturen nicht minder spannend, in ihrer an die Trockenregion angepassten Lebensweise, als die Großen.


Ureinwohner versus moderne Zivilisation
 
 
Entwurzelte Buschmänner


Die Lodge selbst steht auf einem riesigen Stück Land, das der Volksgruppe der San, die hier ursprünglich sesshaft war, zurückgegeben wurde. Die Profite der Lodge sollen denn auch der San-Community zugutekommen. Leider aber ist die Buchungslage über das Gesamtjahr gesehen so, dass eigentlich nichts übrig bleibt. Nur auf einem kleinen eingezäunten Platz am Rande des Camps (das auf Stelzen gebaut ist), steht ein kleiner Markt, auf dem im wöchentlichen Wechsel kleine Gruppen der San-Community ihre Handwerkskunst anbieten können. Auf diesen insgesamt vielleicht knapp 100 qm unter freiem Himmel nutzen sie die Gelegenheit, sich in Lendenschurzen anglotzen zu lassen wie Tiere im Zoo. Unser Guide, der selbst San ist, fing vor Betreten des Lagers an zu weinen, als wir ihm sagten, dass wir uns total unwohl fühlten und wir das zu Erwartende würdelos für die Menschen fanden. Er pflichtete uns bei, erklärte uns aber auch, dass er sich vor seinen Landsleuten nichts anmerken lasse, weil er ihnen nicht auch noch diese eine Möglichkeit nehmen will, wenigstens ein paar Rand zu verdienen. Er bat uns auch einzukaufen, wenn wir könnten und das taten wir dann gerne auch. Die Menschen selbst waren reizend, sahen aus, wie man sie etwa aus dem Film „Die Götter müssen verrückt sein“ kannte und man konnte spüren, dass sie trotz der Vernichtung ihrer ursprünglichen Lebensweise noch immer Lichtjahre näher an der Natur sind als wir saturierte Wohlstandsbürger.

Ehe wir zurück zur Natur kommen, hier noch kurz ein Wort zum Begriff „Koisan“, der häufig für die Ureinwohner dieser Region verwandt wird, der so aber nicht korrekt ist. Das war unserem Guide ein Anliegen.
Der Begriff "Koisan" wird manchmal verwendet, um die beiden verschiedenen Volksgruppen, der Khoikhoi und der San, zusammenzufassen. Beide sind eigene indigene Völker des südlichen Teils Afrikas und sie haben jeweils ihre eigenen reichen kulturellen Traditionen und Sprachen. Die Khoikhoi waren immer Hirten, während die San Jäger und Sammler waren. Sie lebten gänzlich getrennt, auch wenn sie Gemeinsamkeiten in Bezug auf ihre traditionelle Lebensweise, ihre Verbindung zur Natur und ihre Geschichte als indigene Völker in der Region haben. Genetischen Untersuchungen zufolge sind sie gemeinsam die älteste heute existierende Menschengruppe.


Diese kleinen Kerlchen muss man einfach gern haben
 
 
Erdmännchen und Webervögel


Beeindruckt waren wir auch von den  Nestern der hier heimischen Unterart der Webervögel. Die sind gar ein regelrechtes Merkmal der Region. Die Gemeinschaftsnester, die sie offenbar über Jahrzehnte bauen können mehrere Meter in Länge und Umfang betragen und halbe Bäume verkleiden. Bis zu tausend Tiere und mehr können in einem solchen Nest Ihre individuelle Höhle bauen. Unglaublich zu sehen, wenn die in großer Zahl auf einmal aus oder einfliegen. Traurig nur für die Vögel, dass manchmal auch Schlangen mit in die Bauten einziehen, die offenbar ein ganz eigenes Verständnis von Symbiose haben und sich von Eiern und Küken ernähren.
Nach zwei Tagen Pause zogen wir dann morgens wieder los, denn vor unserem Heimflug am nächsten Morgen wollten wir gerne noch bei den „Augrabies Falls“ vorbei, die ebenfalls unweit von Upington liegen. Nicht aber ohne kurz nach der Ausfahrt aus dem Park in einem kleinen „Meerkat Sanctuary“ einen Kaffee zu trinken und auf besonderen Wunsch einer einzelnen Dame eines der possierlichen Erdmännchen zu streicheln.
 

Tosende Wasserfälle in der Halbwüste
 
 
Die Augrabies Falls

Dreieinhalb Stunden später dann standen wir im „Augrabies Falls National Park“ an den Wasserfällen, die in ihrer Dimension schon beeindruckend und in dieser strohtrockenen Umgebung fast surreal wirken. Wirklich imposant zu sehen, aber noch mehr fasziniert hat uns dann doch die Giraffe, die auf dem Weg urplötzlich am Autofenster stand und die Affenfamilie, die nur hundert Meter weiter am Straßenrand tobte.
Anschließend machten wir uns auf den Rückweg nach Upington wo wir die letzte Nacht verbringen wollten.
 
 

Subtropisches Kleinod inmitten von Weinbergen
 
 
African Vineyard Boutique Hotel


Unser Urlaub fand dann völlig überraschend im „African Vineyard Boutique Hotel“ in Upington einen krönenden luxuriösen Abschluss. Dem Preis entsprechend erwarteten wir ein kleines Guesthouse in den Weinbergen am Stadtrand. Was wir vorfanden, war ein fast subtropisch anmutendes Paradies, das man mit seinem parkähnlichen Garten so eher in Singapur erwarten würde. Getoppt wurde das Ganze noch durch ein loftartiges Zimmer im XXL-Format, sehr modern eingerichtet und nur durch eine scheunentorgroße Pforte zu begehen, die mit einem sehr originellen Riegel zu verschließen war.

Hier genossen wir bei gutem Essen und einer schönen Flasche Wein unseren letzten Abend, ehe wir dann am nächsten Morgen zurück in die Zivilisation flogen, die durchaus auch so ihre Vorteile hat. Was wir mitnahmen, waren wie immer schöne Erinnerungen und das unbestimmte Gefühl, nicht zum letzten Mal in diesem abgeschiedenen Teil der Welt gewesen zu sein.

Wenn Sie nun bis hierhin dabei geblieben sind, haben Sie vielleicht eigene Reiseerinnerungen aufgefrischt oder haben, was fast noch besser wäre, überlegt, selbst mal in Upington vorbeizuschauen. Uns würde beides freuen.




 
 



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