Die Inselgruppe der Azoren gehört zu Portugal und der Weinbau dort hat eine lange Tradition. Schon in der Antike sollen erste Reben gepflanzt worden sein. Ein Teil der historischen Weinberge des Archipels wurde 2004 sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Grund dafür sind die so genannten „Currais“, kleine von schwarzen Vulkansteinwänden umgebene Parzellen, in der die Reben vor den rauen Atlantikwinden geschützt sind und deshalb prächtig gedeihen.
Das Azoren-Archipel als Ursprung der Legende von „Atlantis“
Ob bei der ersten Entdeckung der Inselgruppe schon Wein auf den Azoren angebaut wurde, ist unbekannt. Historischen Berichten zufolge wurden die Inseln mitten im Atlantik im 8. Jahrhundert vor Christus von den Karthagern entdeckt. Die vergaßen kurioserweise die Koordinaten der Inseln zu notieren und so verschwanden sie wieder aus dem Gedächtnis der Menschen. Erst im 14. Jahrhundert landeten die Portugiesen auf dem Archipel und hielten seine geografische Lage fest. Doch das jahrhundertelange „Verschwinden“ der Azoren hatte da schon Spuren hinterlassen. Das Archipel wurde zum Ursprung der Legende von „Atlantis“, der sagenumwobenen Stadt, die mit all ihren Bewohnern in den Tiefen des Meeres versunken sein soll. Heute gehen einige Experten davon aus, dass Atlantis in der Region der Azoren existiert haben könnte.
Ein Paradies aus neuen spektakulären Inseln
Sicher ist, das Archipel ist ein Paradies und jede der neun Inseln auf ihre Art spektakulär. Das Natureldorado inmitten des Atlantiks liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Lissabon und besteht aus der westlichen Inselgruppe Flores und Corvo, der Zentralgruppe mit Faial, Graciosa, Pico, São Jorge und Terceira und der östlichen Gruppe mit Santa Maria und São Miguel. Die atemberaubenden Landschaften der Inselgruppe sind geprägt von üppigen grünen Wiesen und blauen Hortensienhecken, vulkanischen Kraterseen und Geysiren, heißen Thermalquellen und warmen Wasserfällen, die in natürliche Badepoole münden.
Auf der “Ilhas dos Acores” leben keine Habichte
Die tropische Natur- und Pflanzenwelt der “Ilhas dos Acores”, wie die Inselgruppe in Portugal genannt wird, hat vieles zu bieten, allerdings keine Habichte, wie der Name der Insel vermuten ließe. Denn “Ilhas dos Acores” bedeutet übersetzt “Insel der Habichte”. Die portugiesischen Entdecker hatten die heimischen Bussarde mit Habichten verwechselt, was zur „falschen“ Namensgebung der Inselgruppe führte.
Weltkulturerbe-Weingärten wie kleine Amphitheater
Die Vögel sind auch wohl eher seltener der Grund, warum es Menschen auf die Azoren zieht. Die Küste mit ihren 850 Kilometer langen Sandstränden ist ein Paradies für Taucher, Segler und Sonnenanbeter wie auch ein Hotspot für Delfin- und Walbeobachtungen. Auch Europas einzige Teeplantage befindet sich auf den Azoren. Und Portugals höchster Berg. Der 2351 Meter hohe „Ponta do Pico“ liegt auf Pico, der zweitgrößten Insel des Archipels, und an seine Hänge schmiegen sich Weingärten, die aussehen wie kleine Amphitheater.
Die Insel Pico ist ältestestes Weinbaugebiet der Azoren
Die Weinberge von Pico sind uralt, sie gehören zum ältesten Weinbaugebiet der Azoren. Bereits in der Antike sollen hier Weinreben angepflanzt worden sein. Ein relativ großer Teil wurde jedoch durch eingeschiffte Schädlinge wie dem Mehltau und der Reblaus wieder vernichtet. Erst im 15. Jahrhundert machte sich Pater Frei Pedro Gigante auf Pico daran, die ersten Verdelho-Reben zu kultivieren. Im ganzjährig subtropischen Klima mit Temperaturen um die 20 Grad gediehen die Reben in der vulkanische Erde prächtig. Aus den weißen Trauben kelterte der Pater Messwein. Ursprünglich wurden Azoren-Weine nur für religiöse Zwecke hergestellt, für die zahlreichen hauptsächlich römisch-katholischen Kirchen der Inselgruppe.
Süßer, gespriteter Azoren-Wein und der russische Zarenhof
Einige Jahrzehnte später, im frühen 16. Jahrhundert, wurden die Inseln Anlaufstelle für Eroberer auf dem Weg in die Neue Welt. Sie trugen dazu bei, dass die süßen gespriteten Azoren-Weine in alle Herren Länder kamen, weltberühmt und immer wieder ausgezeichnet wurden. Sogar am russischen Zarenhof wurden die Azoren-Weine zum Essen kredenzt. Die frühe Hochzeit der Weine vom Archipel fand ein jähes Ende als im 19. Jahrhundert Krankheiten den Reben zusetzten. Der Weinbau wurde entweder aufgegeben oder die Weinberge mit Hybridreben bepflanzt. Erst mit Beginn der 1980er Jahre fanden die Menschen auf den Azoren zu ihrer Weinbautradition zurück und setzten wieder auf klassische Rebsorten und die eigentlich im Mittelmeerraum beheimatete Rebsorte “weißer Verdelho”.
Spezielle Weinbautechnik und außergewöhnliche Reifungsbedingungen
Auf dem Azoren-Archipel wird heute auf den Inseln Pico, Graciosa und Terceira Weinbau betrieben. Die Weinberge erstrecken sich über eine Fläche von rund 400 ha und sind hauptsächlich mit weißen Reben wie Arinto, Verdelho und Terrantez bepflanzt. Nur auf der Insel Pico werden auch rote Rebsorten wie Aragonez/Tinta Roriz, Castelão, Rufete und Saborinho kultiviert. Allen Reben gemein ist, dass sie überwiegend in die Vertiefungen und Ritzen der Lavaströme gesetzt sind und in kleinen Parzellen hinter Steinwänden wachsen, die sie vor Atlantikwinden und Salzspritzern schützen. Die spezielle Weinbautechnik, die nährstoffreichen Lavaböden und 3000 Sonnenstunden im Jahr sorgen für außergewöhnliche Reifungsbedingungen und erlesene, ausdrucksstarke Weine.
Weißwein von den Azoren - frisch, leicht und säurebetont
Die Azoren-Weine sind etwas für Liebhaber von frischen, leichten und säurebetonten Weißweinen. Der “Vinho Comun” und der “Vinho Passado” sind die beliebtesten und bekanntesten Weinsorten, die aus weißen Verdelho-Reben erzeugt werden. Aus hybriden Rebsorten wird der „Vinho de cheiro“ (duftender Wein) gekeltert. Bei den Rotweinen sticht der “Vinho do Cheiro” heraus, ein Wein aus der Pico-Region mit kräftigem Erdbeeraroma. Wir vor Jahrhunderten schon werden Weine auf den Azoren auch immer noch gespritet für süße und süffige Weine. Insgesamt werden auf der Inselgruppe jährlich etwa 12.000 Hektoliter „Vinho Regional“ erzeugt, der den Beinamen „Acores“ (Azoren) trägt.
Azoren-Wein zum Nationalgericht „Cozido das Furnas“
Die Einheimischen trinken ihren Wein gerne zu ihrem Nationalgericht „Cozido das Furnas“, einem traditionellen Eintopf, der in schweren Töpfen langsam im heißen Erdboden gegart wird. Azorenwein passt natürlich auch zu anderen heimischen Speisen wie „Queijo do Pico“ (kleine pikante Kuhmilchkäselaibchen), zu „Morcela“ (Blutwurst) oder zu „Carne de vaca Alcatra“ (zartes, mariniertes und langsam gekochtes Rindfleisch). Er harmoniert auch perfekt zu Thunfisch, Kabeljau und köstlichen Napfschnecken, die in den Gewässern der Azoren im Sommer reichlich vorkommen. In Bars und Restaurants wird der heimische Wein außerdem zu "Torresmos“ (salzige Schweinegrieben) zum Knabbern gereicht.
Die Azoren – Erlesene Weine aus der blauen Unendlichkeit des Atlantiks
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