Wir hoffen Sie sind gesund und Ihre Woche läuft so weit nach Plan.
Auch auf der Südhalbkugel läuft aktuell alles nach Plan, auch wenn der, wenigstens was die Versorgung mit Elektrizität betrifft, ein wenig anders aussieht als Ihrer in Mitteleuropa und sich zwischendurch auch mal eben ändern kann. Wovon wir da sprechen, heißt „loadshedding“ und ist in der Tat eine Spezialität des Stromversorgers am Kap. Der Begriff beschreibt ein ausgeklügeltes System, nachdem dieser reihum nach und nach den Strom abdreht. Geschuldet vermutlich der durchaus effizient geplanten und durchgeführten Entleerung der Staatskasse durch die politische Elite nach der Ära Mandelas und der ebenfalls recht konsequent durchgezogenen Besetzung von Entscheidungspositionen durch nicht minder korrupte und nur spärlich talentierte Manager, gibt es am Kap seit 2008 schlicht nicht mehr genug Elektrizität. Dem herbeigesehnten wirtschaftlichen Aufschwung des Landes ist dieser Umstand natürlich wenig förderlich, aber seis drum, gut Ding braucht eben Weile und schließlich muss der jeweils eigene Clan natürlich auch erst mal sehen, wo er bleibt….
In der Verwaltung des Mangels ist man im Land des immerhin siebtgrößten Kohleförderers weltweit durchaus kundenorientiert. Mittels App nämlich wird der Konsument zeitnah über die geplanten Ausfallzeiten im jeweiligen Sektor rechtzeitig informiert und kann so planen, ob es morgen etwa warmes Abendessen gibt oder ob die Küche kalt bleibt. Arbeitgeber, die sich weder eine Solaranlage noch einen Generator leisten, können sich jeweils rechtzeitig neue Gleitzeitmodelle für ihre Belegschaft überlegen usw. usw.
„Loadshedding“ gibt es übrigens in insgesamt acht Eskalationsstufen von Stufe 1 (innerhalb von vier Tagen wird drei Mal der Strom für jeweils zwei Stunden abgeschaltet) bis Stufe 8, in der man sich darauf einrichten kann, dass innerhalb von vier Tagen 12 Mal der Strom weg ist für dann schon jeweils vier Stunden. Letzte Woche etwa hatten wir Stufe zwei, drei und vier. Aktuell und darauf ist man dann so stolz, dass es gleich im Radio durchgegeben wird, dass es 24 Stunden am Tag Strom gibt.
Allen, die nun denken, dass das der Lebensqualität hier Abbruch tut oder die Südafrikaner in den Wahnsinn treibt, dem sei an dieser Stelle gesagt, dass dem nicht so ist. Nichts nimmt den Menschen hier ihre Lebensfreude auch nicht Eskom. „We make a plan“ ist hier eine oft gebrauchte Redensart und genau so machen sie das dann auch. Das Leben geht weiter und irgendwann kommt auch der Strom wieder.
Als Reisender sind Sie übrigens kaum von dieser eigentlich gar nicht witzigen Praktik betroffen. Die Menschen, mit denen Sie in Berührung kommen, sind das alle längst gewohnt und haben entsprechend ihren Plan gemacht und so auch wir…..
Nächste Woche melden wir uns dann mit einem neuen Thema bei Ihnen. Zwischenzeitlich ermuntern wir Sie, Ihre Weinbestände zu prüfen und entsprechend einen Einkaufsplan zu erstellen, gerne auch unter Inanspruchnahme umliegender, diesmal unsortierter Angebote.
Mit aktuell insgesamt vier Containern auf der Strecke ist zum Jahresende mit „wineshedding“ übrigens nur in Einzelfällen zu rechnen.
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