Der letzte Feiertag ist durch und der Alltag hat uns wieder. Das ist auch am Kap nicht anders, wo Ende dieser Woche die Sommerferien enden. Die einheimischen Touristen aus den anderen Regionen des Landes machen sich langsam auf den Heimweg und die Kapstädter nehmen langsam alle wieder die Arbeit auf. An den Stränden, die während der Ferien Saison hoffnungslos überfüllt waren, kann man sich wieder bewegen und auch in den Lokalen findet man eher wieder einen Platz.

Noch ehe der ganze Trubel aber losging machten wir Ende letzten Jahres einen kleinen Ausflug zu Lomond, einem unserer Partner in der Weinregion Cape Agulhas, die ihrerseits wieder Teil der größeren Region Overberg ist. Ungefähr 2 Stunden von Somerset West und ungefähr 45 Min. von Hermanus gelegen finden Sie das Weingut in der Appelation „Cape Agulhas“ unweit des Atlantiks gelegen, inmitten einer Region, die dazu einlädt zur Ruhe zu kommen inmitten der Natur, die hier klar die Oberhand hat. Der Trubel der touristischen Zentren ist hier weit weg. Was es dafür hier in Hülle und Fülle gibt ist Ruhe, der Sound der Natur, ein Pflanzenmeer soweit das Auge reicht und viel harte Arbeit. Besonders für die, die hier Landwirtschaft betreiben und ganz nebenbei um den Erhalt dieses einzigartigen Naturparadieses Paradises kämpfen.

 Naturparadis Lomond

Lomond liegt an einem großen Damm im Herzen des Walker Bay Fynbos Conservancy und beherbergt eine vielfältige Palette von gefährdeten Pflanzenarten, darunter Mountain & Elim Fynbos, Milkwood-Wälder und Feuchtgebiete. Das geht so weit, dass einige Fynbos Arten nur innerhalb der Grenzen von Lomond vorkommen und sonst nirgends auf dem Planeten. Diesen Umstand versteht Eigentümer Geoff McIver durchaus als Verpflichtung weshalb er bereits 2018 als erster südafrikanischer Weinbetrieb eine Schutzverpflichtung mit „Fauna and Flora International“ einging, um den langfristigen Erhalt des kritisch gefährdeten Elim Ferricrete Fynbos und Overberg Sandstone Fynbos sicherzustellen, der an den Hängen von Lomond vorkommt.

Zusätzlich wurden Wildkorridore eingerichtet, die zu einer deutlichen Zunahme der einheimischen Tierwelt führte. Darunter auch der des scheuen Kap-Leoparden. Der ansässige männlicher Leopard „Baharti“ wurde von einer Wildkamera nur 100 m von der Kellerei entfernt fotografiert, genau wie fledermausohrige Füchse, Caracals und viele weitere mehr. Für uns bleiben sie leider alle unsichtbar, denn sie zeigen sich nur nachts.

Lomonds Kampf gegen invasive Pflanzenarten

Wer nun aber denkt, die Landwirtschaft selbst sei doch eigentlich die größte Bedrohung dieser einmaligen Naturlandschaft, der irrt. Die nämlich bleibt dem ungeübten Betrachter verborgen. Sie hört auf Namen wie „Myrtle“ oder „Port Jackson“ und bahnte sich lange Zeit fast ungebremst ihren Weg. Sie kam auf leisen Sohlen, erst nur vereinzelt, dann immer massiver und zum Schluss kaum noch beherrschbar. Die Rede ist von „Alien Species“, also invasiven Arten, die die ursprüngliche Cape Flora bedrohen und diese im Zweifel auch restlos verdrängt, wenn der Mensch, also die Landwirte, den schon vor langer Zeit durch Reisetätigkeit und Ignoranz angerichteten Schaden nicht begrenzt.

Diese wichtige Arbeit, die über die Jahre ein Vermögen verschlingt, erledigt bei Lomond die selbstständige Ökounternehmerin Princess mit ihrem Team von 10 Frauen. Ihr Einsatz aber ist erst der zweite Schritt im komplizierten Prozess der Fynbos Rettung. Schritt eins erledigt zunächst Feuer, das eine Hauptrolle bei der Arterhaltung spielt und historisch gesehen alle 12 bis 15 Jahre natürlich vorkommt. Im Jahr 2022, nachdem sich die Aliens, während der Pandemie ungehindert ausbreiten konnten, brannten Spezialisten ein 18 ha. großes Teilstück der Naturschutzfläche in Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden kontrolliert ab. Was dann aussieht wie tote Fläche, ist tatsächlich die perfekte Kinderstube für die nächste Pflanzengeneration, die in harten Schalen teils über Jahre im Boden überdauert hat . Die springen erst durch die Hitze des Feuers auf und starten dann den nächsten Lebenszyklus. All das ist eine über Jahrmillionen entwickelte Methode um sich als niedrige leicht brennbare Spezies zu behaupten gegen größere Büsche und Bäume, die sich ohne die Feuer durchsetzen würden. Speziell die Zeit nach dem Feuer ist es auch, in der Princess und ihr Team in regelmäßigen Zyklen Quadratmeter um Quadratmeter befreien von jungen invasiven Arten, die sich zu dieser Zeit noch leicht aus der Erde ziehen lassen. In 2023 war Princess und ihr Team so durchgehend bei Lomond beschäftigt und eine neue Generation Fynbos kann sich ungestört entwickeln. Bis zum nächsten Feuer.

So viel, zu unserem Ausflug in die Welt des einmaligen „Cape Floral Kingdom“. Nicht weniger als ein Wunder der Natur das wir im Vorbeifahren häufig unbeachtet links liegen lassen und auf das Eigentümer Geoff zurecht stolz ist.

Und damit zurück zu Lomond, wo der Fokus natürlich dennoch auf der Produktion von Weltklasseweinen liegt die wir uns freuen für Sie im Sortiment führen zu können.

Hochwasser bei Lomond

Während wir Anfang November dort waren, probierten wir mit großer Freude einige neue Jahrgänge als uns Geoff zur Wiedereröffnung des Tasting Rooms einlud. Der wurde in Rekordgeschwindigkeit restauriert, nachdem er während der sintflutartigen und folgenschweren Regenfälle Ende September komplett abgesoffen war. Jetzt ist er noch schöner als vorher und bietet neben herausragenden Weinen und fachkundiger Beratung auch traumhafte Blicke über den Damm, der inzwischen wieder in seinem Becken ist.

Allen die in der Gegend sind oder einen Ausflug Richtung Cape Agulhas planen empfehlen wir deshalb dringend hier einen ausgedehnten Stopp einzulegen…