Dirk van der Niepoort ist in jeder Beziehung eine Ausnahmeerscheinung in der portugiesischen Winzerszene. Obwohl der 55-Jährige nie eine Winzerlehre gemacht und auch nicht Önologie studiert hat, wurde er zum innovativsten und erfolgreichsten Winzer nicht nur im portugiesischen Douro-Tal. Zugute kam ihm dabei, dass er aus einer alteingesessenen Winzerfamilie stammt und Weine mehr mit den Augen und dem Gaumen eines erfahrenen Weinverkosters betrachtet. Und am Ende wahrscheinlich auch ein bisschen die Tatsache, dass er in St. Gallen in der Schweiz ein Wirtschaftsstudium erfolgreich absolviert hat.
Selfmade Winzer und Querdenker der Weinwelt
Seit 1842 ist die holländisch stämmige Familie van der Niepoort in Portugal ansässig, wobei die ersten vier Generation keine eigenen Weinberge besaßen, sondern ausschließlich Portwein aus zugekauften Trauben produzierten. Erst Dirk van der Niepoort, der das das Unternehmen in fünfter Generation leitet, begann in den 1980er Jahren mit Rotweinen zu experimentieren. Anfangs noch belächelt und kritisiert, schaffte es der Selfmade Winzer und Querdenker der Weinwelt eine qualitative Revolution im Weinanbau im portugiesischen Dourotal zu initiieren.
Beeindruckende Rot- und Weißweine aus dem Douro
Seit Dirk van der Niepoort im Jahr 1987 seinen ersten Rotwein vinifizierte, wurden seine Weine von Jahr zu Jahr herausragender, feiner, leichter und kühler. Es dauerte nicht lange und andere Winzer im Douro taten ihm das lange nicht für möglich gehaltene nach und stellten im Douro ihre eigenen Weiß- und Rotweine her. Heute ist die Region dank Dirk van der Niepoort Initiative längst nicht mehr nur Traubenproduzent für Portweine, sie hat sich zu einer viel beachteten Appellation für beeindruckende Rotweine und mineralische Weißweine gemausert.
Dirk van der Niepoorts Weingüter
Doch Dirk van der Niepoort ist in Portugal nicht nur in der Douroregion als Weinmacher aktiv. Zu seinem Weinkosmos, dessen Zentrum die Vila Nova de Gaia im Douro ist, gehört heute neben der Quinta de Nápoles, die er im Jahr 1987 für seine ersten Rotweinversuche erwarb, auch die unmittelbar darüber liegende Quinta do Carril, die Quinta de Baixo in der Region Bairrada, die Quinta da Lomba im Dão und ein Weingut in der Minho-Region in der Subregion Basto.
Alte Rebsorten und schwierige Terroirs
Für den Erwerb eines jeden Weingutes hatte er gute Gründe. Ihn reizen vor allem sehr alte Rebsorten und schwierige Terroirs, wie sie etwa auf seiner Quinta de Nápoles am linken Ufer des Flusses Têdo zu finden sind. Die etwa 30 Hektar Rebfläche dort liegen auf Höhen von 180 bis 250 Meter und die Reben sind teilweise bis über 80 Jahre alt. Aus ihnen kreiert er besondere Rot, Weiß- und Roséweine. Mit der Quinta de Carril, die er 1988 erwarb, schuf er auf 9 Hektar altem Rebland die Voraussetzungen für seinen Batuta-Wein.
Traditionelle Rebsorten neu interpretieren
Die Quinta de Baixo in der Region Bairrada kam 2012 zum Niepoort-Weinimperium, weil Dirk van der Niepoort in der schwierigen Weinregion das Potential für elegante und feine Weine voller Charakter und Persönlichkeit sah. Im kühlen und feuchten Klima wachsen auf Lehm-, Kalk- oder Sandböden heimische Trauben wie Maria Gomes, Arinto, Bical und Cercial mit hohem Säure- und niedrigem Alkoholgehalt und die vorherrschende, aber auch störrische rote Baga, die für ihn Liebe auf den ersten Blick war. Dirk van der Niepoorts Ziel ist es, die traditionellen Rebsorten auf neue Art zu interpretieren.
Nischenweine von großer Qualität aus dem Vinho Verde
Wieder das Ziel, die wenigen alte Reben zu erhalten, zog Dirk van der Niepoort in die einstige Vorzeigeweinregion Dão. Er kaufte das Weingut Quinta da Lomba in der Nähe von Gouveia und rettete damit 5 Hektar über 60 Jahre alter Rebstöcke an den Ausläufern des Gebirgszugs Serra da Estrela zu retten. In die Region des Vinho Verde zog es ihn schließlich auch, weil er dort ein enormes Potential für Nischenweine von großer Qualität sah. Zu seinem Weingut in der Subregion von Basto gehören 3 Hektar Weinberge überwiegend mit den eher seltenen heimischen Rebsorten Avesso, Azal und Arinto bepflanzt. Hier entstehen vor allem Weißweine, aber auch den traditionellen Vinho Verde Tinto will Dirk van der Niepoort erhalten.
Faszination mit unterschiedlichen Terroirs zu arbeiten
Der Kauf der unterschiedlichen Weingüter in den unterschiedlichsten Weinregionen Portugals hat für Dirk van der Niepoort am Ende nur den einen Grund: Die Faszination mit solch unterschiedlichen Terroirs zu arbeiten. Es ist ihm wichtig, das einzelne Terroir bis ins letzte Detail zu erforschen und zu verstehen, um am Ende Weine mit wahrer Persönlichkeit kreieren zu können, die das jeweilige Terroir widerspiegeln. Bei dieser Aufgabe helfen ihm rund zwanzig Menschen, die bei der Niepoort-Kellerei angestellt sind, darunter einige, die schon seit Generationen beim Familienunternehmen Niepoort arbeiten, wie etwa der Master Blender José Nogueira. Seit der Firmengründung im Jahr 1842 sind Mitglieder der Familie Nogueira Master Blender und treue Mitarbeiter der Familie Niepoort. Heute arbeitet die jeweils 5. Generation beider Familien Seite an Seite.
Zusammenspiel von Tradition und Moderne
Es ist dieses Zusammenspiel von Tradition und Moderne, das Dirk van der Niepoorts Erfolg als Weinmacher ausmacht und das außer ihm nur wenige portugiesische Winzer so perfekt beherrschen wie er. Heute zeigt sich auch, dass Dirk van der Niepoort keine klassische Ausbildung als Weinmacher hat, war bei seiner Winzerkarriere ein Vorteil. Er geht mit seinen Erfahrungen als internationaler Weinverkoster an seine Weine heran und sucht nach den speziellen Eigenheiten eines Terroirs mit dem Ziel die Eigenständigkeit eines Gebietes in den Weinen zu spiegeln.
Weltweit erfolgreich mit dem “Fabelhaft”
Am Ende ist es so: Egal von welchem seiner Weingüter ein Wein stammt, er muss leichtfüßig, erfrischend und animierend sein. So kreiert Dirk van der Niepoort zum Beispiel immer aufs Neue beeindruckende Douroweine, die durch ihre Finesse und Eleganz hervorstechen und über die portugiesischen Landesgrenzen hinaus einen hervorragenden Ruf genießen. Weltweit erfolgreich ist er zum Beispiel mit einem Rotwein aus dem Douro, der in jedem Verkaufsland einen anderen Namen hat. In Deutschland heißt er “Fabelhaft” und hat ein Etikett mit einem Motiv nach Wilhelm Busch. Eine wahrhaft fabelhafte Idee!
Experimentierfreude und Leidenschaft für gute Weine
Bei allem Erfolg – seine Experimentierfreude und seine Leidenschaft für gute Weine gehen Dirk van der Niepoort nicht aus. So ist er Gründungsmitglied der portugiesischen Winzergruppe „Douro Boys“, die fünf der besten Rotweinmacher des portugiesischen Dourotals vereint. Neben Dirk van der Niepoort haben sich darin die bekannten Winzer Joao Ferreira, Alvares Ribeiro, Francisco Olazabal und Christiano Van Zeller mit einem selbst auferlegten Reinheitsgebot dazu verpflichtet, das Douro Tal und seine eigenständigen Weine weltweit bekannt zu machen.
Dirk van der Niepoort “Projekt Wines“
Unter dem Namen “Projekt Wines“ produziert Dirk van der Niepoort Weine zusammen mit anderen Herstellern wie „Doda“ zusammen mit Álvaro de Castro aus der Dão-Region, wie „OmLet“ zusammen mit dem spanischen Weinmacher Telmo Rodriguez, wie „Ultreia“ mit dem spanischen Hersteller Raul Perez, die Weine „Muhr van der Niepoort“, die er in Österreich produziert, in Zusammenarbeit mit der Winzerin Dorli Muhr oder „Cape Charming“ und „Cape Fortified“, die Dirk van der Niepoort zusammen mit Winzern in Südafrika kreiiert. Auf dem Weinettikett steht dann neben dem jeweiligen Weinnamen auch “Niepoort Projects“.
Zahlreichen Auszeichnungen für den portugiesischen Winzer
Ganz klar, dass ein so verdienter Winzer auf zahlreiche Ehrungen zurückblicken kann. Für den „Wine Spectator” ist van der Niepoort “klein, aber fein und von einer Qualität, wie sie nur wenige Produzenten erzeugen”. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen gehören „Kellerei des Jahres 2013” durch das amerikanische Wine & Spirits Magazine, die Wahl des Fabelhaft Reserva als „Rotwein des Jahres International 2013” und die dreimalige Auszeichnung als „Rotwein des Jahres”. Die Jury des Magazins “Der Feinschmecker” wählte ihn zum portugiesischen Weinmacher des Jahres und unterstreicht damit einmal mehr, dass Dirk van der Niepoort ist in jeder Beziehung eine Ausnahmeerscheinung in der portugiesischen Winzerszene ist.