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Das Alentejo – eine traditionelle Weinregion mit frischen Ideen

Zwischen Lavendelfeldern, Olivenhainen und imposanten Korkeichen liegen im Alentejo rund 20.000 Hektar Rebfläche mit enormem Potenzial. Das Weingebiet zwischen dem Tejo im Norden, der spanischen Grenze im Osten, der Algarve im Süden und dem Terras do Sado und der Provinz Ribatejo im Westen zählt die Region zu den dynamischsten in Portugal. Verantwortlich dafür ist nicht zuletzt eine neue Generation von Weinproduzenten und Jungwinzern, die hier im „Kalifornien Portugals“ alte Güter übernahmen und mit frischen Ideen neue Projekte starteten.


Weinbau mit Respekt vor der Natur

Die neue Winzergeneration im Alentejo schrieb sich von Anfang an eine andere Auffassung von Weinbau auf die Fahnen. Sie setzte wieder auf den traditionellen Weinbau und arbeitet heute mit Respekt vor der Natur und minimalem Einsatz von chemischen Produkten in der Herstellung und das mit großem Erfolg. Unter der kräftigen portugiesischen Sonne reifen in der hügeligen Landschaft des Alentejo heute nicht nur die für das Alentejo typischen Reben wie  Antão Vaz, Arinto, Fernão Pires, Aragonez, Trincadeira oder Castelão, hier gedeihen auch internationale Sorten wie Sangiovese, Syrah und Cabernet Sauvignon, die weißen Trauben des Rieslings oder des Viogniers, und das mit teils überraschend anderen Geschmacksnoten als in deren angestammten Anbauregionen.


Reben wachsen im Alentejo nach alter Tradition auf kargen Böden  

Für den Weingeschmack sind im Alentejo zwei Faktoren von Bedeutung - die Trockenheit und die Böden. Im Alentejo ist es im Sommer sehr heiß und selbst in der sonst regenreicheren Jahreszeit fällt fast nie Regen. Im heißen Klima werden die Reben dazu nach alter Tradition nur auf kargen Böden angebaut, die im Alentejo von Schiefer, Granit und Quarziten und teils sogar feinstem Marmor geprägt sind. Schon ab Mitte August muss gelesen werden, damit die dickschaligen, blauschwarzen Trauben nicht überreif werden und der für das Alentejo typische fruchtige und intensive Wein mit warmen, reifen Aromen gekeltert werden kann.


Schon die Römer kultivierten im Alentejo Wein

Dass hier, wo einst schon die Römer Wein kultiviert haben, heute wieder hochwertiger Wein hergestellt wird, ist gar nicht selbstverständlich. Bis Ende der 1970er Jahre nannte man das Alentejo wegen seiner riesigen Weizenfelder den „Brotkorb Portugals“. Während der Zeit der Militärdiktatur wurde das Alentejo ab 1933 zur Kornkammer Portugals umgebaut und die alten Rebenbestände mussten nach den Vorgaben des Regimes dem  Getreide zur Versorgung der Bevölkerung weichen.   


Weinbautechniken aus der römischen Zeit

Den Weinbau in der Region belebte der deutsche Wissenschaftler und  Weinbauexperte Jorge Böhm wieder, der zwei Jahre nach der „Nelkenrevolution“ 1974 die Quinta da Plansel gründete und dort auf seinem Gut ausschließlich portugiesische Rebsorten wie Touriga Nacional, Touriga Franca und Tinta Barroca anpflanzte. Er ließ alte Traditionen der Weinbauregion Alentejo wieder aufleben, die von der jetzigen Winzergeneration weiter verfeinert wird. So sind viele Techniken aus der römischen Zeit wieder in Gebrauch. Auf manchen Weingütern werden die Trauben noch mit den Füßen gestampft und so mancher Wein wird wie vor 2000 Jahren in großen Tonkrügen oder Amphoren ausgebaut.


Vinho de talha – Wein aus Keramikamphoren ist im Kommen

Wein in Keramikamphoren zu lagern machen Weinexperten im Alentejo gerade als einen regelrechten Trend aus. War der sogenannte „Vinho de talha“  einst Monopol eines einzigen Weingutes, wird dieser spezielle Wein heute in immer größerem Maß produziert und von Weinliebhabern hochgeschätzt. Und nicht nur der Weinstil überzeugt, der Wein ist auch absolut ökologisch, wie der biologische Weinbau im Alentejo überhaupt auf dem Vormarsch ist.


Umfassender ökologischer Wandel im Weinbau

Ziegen, die die Gräser zwischen den Reben fressen, pflanzliche Abfälle, die  kompostiert werden und Dünger, der aus Weinblättern und Nussschalen hergestellt wird, gehören zu einem umfassenden ökologischen Wandel im Weinbau im Alentejo, der auch wissenschaftlich begleitet wird. Ein solches Projekt führt die international erfolgreiche brasilianische Winzerin Gabriela Mascioli auf ihrem 1467 erstmals urkundlich erwähnten Gut Herdade de Coelheiros bei Arraiolos zusammen mit der Universität von Évora durch. Selbstverständlich werden bei ihr in den Weinbergen nicht alle, sondern nur die jungen Reben in den ersten drei bis vier Jahren künstlich bewässert. Das Wasser dafür liefern Regenwasserzisternen und natürliche Bäche.


Reben in Korkeichenhainen

Unter den Reben hat Gabriela Mascioli Pflanzen, Blumen und Sträucher anpflanzen lassen, die nützlichen Insekten und Vögeln Nahrung bieten. Den Insektenbestand regulieren Fledermäuse für die Unterschlüpfe errichtet wurden. Außerdem habe man dafür gesorgt, dass sich wieder große Greifvögel ansiedeln. So kreisen Adler und Falken über den Weinbergen, die Vögel davon abhalten sollen, die Traubenernte zu fressen. Gabriela Mascioli freut sich, dass inzwischen Vögel in den Reben nisten, die lieber die Früchte in Bodennähe essen als die Trauben an den Stöcken. In den kommenden Jahren plant sie Reben in die Korkeichenhaine zu pflanzen, um Synergien mit der nützlichen Fauna zu schaffen.


Ökologischer Weinbau - das Land respektieren

Bei vielen Kriterien gehen ihre Maßnahmen weit über die Vorgaben hinaus, wie bei inzwischen einigen Winzern in der Region Alentejo. Beim Weingut Herdade Aldeia de Cima bedeutet Nachhaltigkeit, das Land zu respektieren und das einzigartige Ökosystem von Serra do Mendro zu regenerieren und so dazu beizutragen, dieses Natur- und Kulturerbe zu erhalten. Das Weingut Cortes de Cima, 1988 gegründet vom dänisch-amerikanischen Ehepaar Hans Kristian und Carrie Jorgensen, versteht sich nicht nur als Pionier bei der Verwendung sortenrein ausgebauter internationaler Rebsorten, es setzt auch auf Nachhaltigkeit und umweltverträglichen Pflanzenschutz.


Biologische Produktionsmethoden seit 2008

Auf dem Weingut Herdade do Esporão bewirtschaftet João Roquette 700 Hektar im ökologischen Anbau. Seit 2008 wird hier mit biologischen Produktionsmethoden Wein gemacht auf der Grundlage von 40 heimischen Rebsorten. Zur Adega Herdade do Esporão gehört auch das „Campo Ampelográfico“, ein Feld auf dem zu Studienzwecken die wichtigsten heimischen Rebsorten wachsen und dabei wissenschaftlich untersucht werden. Bekannte Produzenten, die im Alentejo ihren Wein nachhaltig produzieren sind zum Beispiel auch João Portugal Ramos und die Quinta do Carmo. Auch sie sorgen dafür, dass die Landschaft im Weinanbaugebiet zwischen dem Tejo im Norden, der spanischen Grenze im Osten, der Algarve im Süden und den Terras do Sado und der Provinz Ribatejo im Westen nachhaltig bewirtschaftet wird.










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